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[Besprechung] Der Fremde – Albert Camus

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Der Fremde von Albert Camus (c) RoRoRo

Der Fremde von Albert Camus (c) RoRoRo

Autor: Albert Camus
Erscheinungsjahr: 1942 (meine Ausgabe 2014)
Verlag: RoRoRo
Seiten: 143
Format: Taschenbuch
Preis: Taschenbuch 7,99 €, Paperback 10,00 €, E-Book 7,99 €
Originaltitel: L’Etranger
Originalverlag: Gallimard

„Der Fremde“ ist der Debütroman von Albert Camus, der im Jahr 1943 erschien, als Camus gerade 29 Jahre alt war.

Es ist die Geschichte eines jungen Franzosen, der in Algier lebt und den ein lächerlicher Zufall zum Mörder macht. Der Roman war der schriftstellerische Durchbruch von Albert Camus und das obwohl er sehr schlicht, fasst schon kindlich schreibt, ohne komplexe Strukturen, ohne komplexe Geschichten einfach nur. Oder vielleicht auch gerade deshalb.

„Als der Wärter mir eines tages gesagt hat, ich wäre seit fünf Monaten da, habe ich es geglabut, aber ich habe es nicht begriffen. Für mich war es unaufhörlich der selbe Tag, der sich in meiner Zelle breitmachte, und dieselbe Aufgabe, der ich nachging.“ (S. 105)

Meursault lebt ein unauffälliges, fast schon langweiliges, bedeutungsloses Leben. Er pflegt kaum soziale Kontakte, ist ausdruckslos und emotionslos. Die Geschichte wird uns durch ihn erzählt. Dabei gliedert sich die Geschichte in zwei Teile, wobei der erste nur wenige Tage, der zweite jedoch mehrere Monate umfasst.

Der Fremde von Albert Camus (c) RoRoRo

Der Fremde von Albert Camus (c) RoRoRo

Meursault beginnt mit seiner Erzählung, als seine Mutter stirbt und er zu ihrer Beerdigung fährt. Er hält Totenwache und wohnt der Beerdigung bei ohne auch nur eine Träne zu vergießen. Gefühle und Emotionen scheint er nicht zu haben, er ist schlicht gestrickt, stört sich an physischen Begebenheiten wie etwa zu großer Hitze mehr, als an der Tatsache, dass er gerade seine Mutter beerdigt.

Am nächsten Tag lernt er Marie kennen, die seine Freundin wird und ihn heiraten möchte. Doch auch dies ist Meursault vollkommen gleichgültig. Marie ist da, ab und an verspürt er etwas wie Glück mit ihr, aber ihm ist egal ob sie nun seine Freundin ist oder nicht. Marie liebt ihn gerade deshalb, weil er nicht wie andere ist, weil er seine Eigenheiten hat. Sein Nachbar Raymond ist das genaue Gegenteil von Meursault, er ist emotional, aktiv und eher gewalttätig, währen Albert gleichgültig und passiv ist. Raymond ist quasi der Auslöser der Handlung, indem er Meursault in den Konflikt mit einem jungen Araber hineinzieht.

Die Geschichte ist kühl, einfach, schlicht. Sie besticht durch viele kurze Sätze mit vielen Hilfsverben – zumindest in der Übersetzung Das machte es mir den kompletten ersten Teil sehr schwer, mich für das Buch zu begeistern. Doch gerade im zweiten Teil ist es genau das, was den Kern der Geschichte so unfassbar gut transportiert.

Meursault selbst spricht nicht viel, er schweigt, wenn er nichts zu sagen hat. Weder drückt er Emotionen aus, noch transportiert er sie in das Gesagte und das Getane anderer. Er hat eine emotionale Distanz zu allem und jedem um ihn herum. Er ist nicht moralisch oder gewissenlos, wie die Anwälte in der späteren Gerichtsverhandlung es hinstellen. Er ist losgelöst von moralischen Werten, er macht scheinbar keinen Unterschied zwischen Gut und Böse. Nicht nur sein Leben und seine Handlungen sind im Gleichgültig, auch jedes andere Leben ist im Gleichgültig, weil ja doch jeder einmal sterben wird, es macht für ihn keinen großen Unterschied ob heute oder in 30 Jahren.

Der zweite Teil des Buches hat mich vollkommen überzeugt. Eine Geschichte die symbolisiert, wie sinnlos dieser Versuch eigentlich ist, rationale Erklärungen für alles Irrationale zu finden. Ein Roman voller philosophischer Aspekte der soviel aussagt und unter die Haut geht, trotz seiner wenigen Seiten und der Tatsache, dass mich der erste Teil kaum begeisterte. Es zeigt uns einen Menschen ohne Gewissen, ohne Absichten ohne Ehrgeiz – einen Menschen, der einen in der Form erschreckt. Dem die Tatsache, das er das Gleichgewicht des Tages störte mehr beunruhigte, als der Tod eines Menschen.

Ein Buch über das Brechen von Werten und Grundsätzen und über da Nicht-Einhalten von gesellschaftlichen Konventionen. Über einen Menschen, der dennoch erkennt, kurz vor dem Ende, dass er glücklich gewesen ist. Ein Buch voller provozierender Gleichgültigkeit und dem Versuch der Gesellschaft, damit umzugehen.

„Worauf es ankam, war eine Fluchtmöglichkeit, ein Sprung aus dem unerbitterlichen Ritus heraus, ein wahnsinniger Lauf, der jede mögliche Hoffnung zuließ.“ (S. 142)

Der Fremde von Albert Camus (c) RoRoRo

Der Fremde von Albert Camus (c) RoRoRo

Autor:

Albert Camus war französischer Schriftsteller und Philosoph. 1957 erhielt er für sein publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Er gilt als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts.

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[Rezension] Die Raben von Thomas Bannerhed

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(c) BTB

(c) BTB

Autor: Tomas Bannerhed
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: BTB
Seiten: 444
Format: Hardcover
Preis: [D] 21,99 €, [A] 22,70 €, [C] 29,90 €
Originaltitel: Korparna

Wir befinden uns in Småland, in den 70er Jahren auf einem kleinen Bauernhof. Hier lebt Klas. Vögel sind seine Leidenschaft, er ist ein Vogelbeobachter. Der Flug der Vögel verheißt für ihn Freiheit. Er hält tage- und nächtelang nach ihnen Ausschau und lauscht ihren Rufen. Er liebt die Vögel, denn so kann er kurze Zeit der schweren Feldarbeit und seinen zunehmend irrer werdenden Vater entfliehen. Er soll später einmal den Hof übernehmen, aber seine Träume sehen anders aus. Immer wieder sucht er die Einsamkeit der Wälder und begeistert sich besonders für Raben. Spricht das für seinen eigenen Wahnsinn?

Meinung

Tomas Bannerhed schreibt unglaublich poetisch. Seinen Schreibstil kann man mit keinem anderen vergleichen. Er schaffte eine sehr düstere, distanzierte Atmosphäre und verbindet dies gleichzeitig mit detailreichen, malerischen Beschreibungen der Natur und starken Sprachbildern. Die Raben ist alles andere als das typische Astrid-Lindgren Schweden. In dieser Geschichte erleben wir kein sorgenfreies, leichtes, glückliches Leben umringt von beeindruckenden Naturlandschaften. Hier erleben wir das harte Arbeiterleben, die täglichen Probleme und ein Familiendrama. Selbst die Natur wirkt hier düsterer, dennoch nicht weniger beeindruckend.

Die Geschichte von Klas lässt sich nicht einfach nebenbei lesen. So poetisch der Schreibstil auch ist, so anstrengend ist er auch. Ich musste stets konzentriert bleiben, konnte nicht einmal irgendeinen Laut um mich ertragen, sonst kam ich sofort raus. Stellenweise musste ich Absätze mehrfach lesen, um zu verstehen, was Bannerhed sagen will, was er übermitteln will. Das machte das Buch zu einer sehr langwierigen Lektüre, in die man zunächst einmal hineinfinden musste.

„All die Sterne draußen hinter dem Rollo, die Silhouetten der kalten, hängenden Birkenäste auf dem Fenster, die Kälte, die in den Wänden krachte.
Dass es so still sein kann.“ (S. 372)

Die Geschichte wird uns aus Sicht von Klas, einem 12jährigen Sohn einer einfachen Bauernfamilie in Schweden, berichtet. Bannerhed umschreibt dabei sehr detailliert sowohl Klas Empfindungen und Gedanken, als auch die Geschehnisse um ihn herum. Allerdings muten diese stets eher wie die eines Erwachsenen, alten Mannes an, nicht wie die eines 12jährigen. Zudem macht er keinerlei Abgrenzungen, wirft alles wild durcheinander. Wir erleben mit, wie Klas Vater zunehmen dem Wahnsinn verfällt, gebeutelt durch die harte Arbeit, von der doch nichts bei rum kommt. Wie er schwankt zwischen sanftmütigen Vater und einem Irren, der nachts den Schrott sortiert und wahnsinnige Züge an den Tag legt.

Cover und Gestaltung (c) BTB

Cover und Gestaltung (c) BTB

Mit jedem Tag wird die Situation daheim Schlimmer. Bis Klas schließlich selbst anfängt, mit einem Es zu reden, einer Stimme, die niemanden gehört. Geplagt von Alpträumen zeigt er zunehmend selber leicht irre Züge, die auch sein Vater schon an den Tag legt. Neben all des harten Tobaks den Bannerhed hier beschreibt, bringt er dennoch Hoffnungsschimmer und Fröhlichkeit herein, etwa als Klas Veronika kennen lernt. Doch alle schönen Stunden, das unbeschwerte Familiendasein, das die verzweifelte Mutter immer wieder versucht aufrecht zu erhalten, werden stets vom zunehmenden Irrsinn des Vaters überschattet.

„‚Worauf wartest du?‘, flüsterte es. ‚Wenn du hier wegwillst, dann leg los. Du musst dich selbst an den Haaren herausziehen, kein anderer wird es für dich tun‘“ (S. 103)

Fazit

Die Raben ist kein Buch für zwischendurch. Bannerhed schreibst sehr poetisch und detailreich und ebenso anspruchsvoll. Die Geschichte ist kein Buch zur reinen Unterhaltung sondern ein anspruchsvolles Stück Literatur. Es ist melancholisch und düster, rein und klar mit beeindruckend Charakterzeichnungen. Ein Buch, das sich für mich lange hinzog, da ich vieles mehrmals lesen musste. Das es mir schwermachte, mich hineinzuversetzen, aber das mich dennoch berührte und beeindruckte.

Für wen? Für alle, die etwas anspruchsvolle, schwedische Literatur suchen. Mit detailreichen Naturlandschaften und starken Charakterzeichnungen.

Cover und Gestaltung (c) BTB

Cover und Gestaltung (c) BTB

Weitere Rezensionen:

Lesekabinett Leipzig

Buchbube

A Bookdemon

Buchstabenträumerei

Autor:

Tomas Bannerhed wuchs in Ursa auf, ein Dorf in Småland in Südschweden. Er lebt in Stockholm. Für „Die Raben“ wurde er mit dem Carl-von-Linné-Preis ausgezeichnet ebenso mit dem renommierten August-Preis.

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[Rezension] Das Mädchen mit den blauen Augen – Michel Bussi

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Buchcover (c) Aufbau Verlag
Buchcover (c) Aufbau Verlag

Autor: Michel Bussi
Erscheinungsjahr: 2015 (3. Auflage)
Verlag: Aufbau Verlag
Seiten: 412
Format: Taschenbuch
Preis: [D] 9,99 €, [A] 10,30 €
Originaltitel: Un Avion sans elle
Originalverlag: Éditions Presse de la Cité

Wer ist diese kleine Mädchen, dass als einzige die Flugzeugkatastrophe in den französischen Alpen überlebt hat?  Nach achtzehn Jahren bringt ein Privatdetektiv die Wahrheit ans Licht und bezahlt dafür mit seinem Leben. Das Buch nimmt uns mit auf eine Identitätssuche voller Wirrungen.

Meinung

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Wie bereits im Buch „Die Frau mit dem roten Schal“ schreibt Bussi sehr einnehmend, geheimnisvoll und dennoch locker. Trotz der vielen französischen Namen und Orte, mit denen Mancher seine Schwierigkeiten haben könnte, lässt sich die Geschichte rund um das Mädchen mit den blauen Augen einfach lesen. Mit fiesen, kleinen Cliffhangern, vielen Wendungen und falschen Fährten konnte mich Bussi auch in diesem Buch wieder durchgehend unterhalten.

„Einen Mord…Ein unerlässliches Verbrechen. Es galt, ein Monster zu töten, um weiterleben zu können oder wenigstens zu überleben.“ (S. 81)

Wir steigen ein mit dem tragischen Flugzeugabsturz im Jahr 1980 im französischen Jura. Alleine ein kleines, drei Monate altes Baby, mit tiefblauen Augen, überlebt. Doch das Schicksal spielt einen fiesen Streich. Denn auf der Passagierliste stehen zwei Babys, ungefähr gleich alt. Welches der beiden hat nun überlebt? Emilie Vitral oder doch Lyse-Rose Carville? Die Großeltern beider Mädchen sind sich sicher, die Überlebende ist ihre Enkelin. Ein aufwühlender Streit um die Identität und das Sorgerecht der Kleinen beginnt. Der Richter muss eine Entscheidung fällen, die doch nie wirklich sicher sein kein, die rein spekulativ ist und auf Vermutungen basiert. Denn damals gab es noch nicht die Möglichkeit, einen DNA-Test durchzuführen.

Trotz vieler Zweifel fällt die Entscheidung schließlich – Emilie Vitral soll überlebt haben. Stimmt das wirklich und was ist der Schlüssel zur Wahrheit? Diesen entdeckt Grand Duc erst achtzehn Jahre später. Er ist Privatdetektiv und wurde von den Carvilles beauftragt. Kurz danach wird er tot in seiner Wohnung aufgefunden. Zuvor hat er Emilie aber seine Aufzeichnungen zukommen lassen. Aufzeichnungen, die ihr Leben von Grund auf verändern. (keine Angst, das steht so in der Inhaltsangabe im Buch, ich spoiler euch hier nicht)

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Die Geschichte wird dabei überwiegen von Marc Vitral erzählt und besteht zu vielen Teilen aus den Aufzeichnungen des Privatdetektivs Grand Duc, die er an diesem 2. Oktober 1998 liest. Ergänzt wird die Erzählung von kurzen Blicken zu Emilie/Lylie/Lyse-Rose, wer auch immer sie nun sein mag und zu den anderen Familienangehörigen beider Seiten. Das machte „Das Mädchen mit den blauen Augen“ sehr vielseitig ohne es zu überfrachten.

Obgleich das Buch mit einer Fülle an Charakteren aufwartet, lernen wir doch keinen so wirklich kennen. Wir begleiten Marc durch diesen Tag, der aber doch meist durch das Lesen der Aufzeichnungen bestimmt ist. Diese sind wiederum von Grand Duc geschrieben. Lylie selbst, wie sie oft genannt wird im Zuge der Verhandlungen, lernen wir überhaupt nicht richtig kennen, obwohl sich die Geschichte doch um sie drängt. Sie bleibt eine Schattenfigur, um die sich ein riesiges Geheimnis dreht. Das passte aber hervorragend und auch die Tatsache, dass ich das Gefühl hatte nur ein stiller Mitleser zu sein, störte mich nicht im geringsten.

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Buchcover (c) Aufbau Verlag

Trotz das wir bereits durch die Inhaltsangabe wissen, für wenn sich die Richter entschieden haben, ist die Geschichte durchweg spannend. Der Roman liest sich fast schon wie ein Kriminalroman, bei dem man die Wahrheit immer mit schätz, eine Wahrheit, die Bussi dann aber auf der nächsten Seite schon wieder verwirft. Das macht das Buch zu einem PageTurner, denn erst am Ende führt er uns nicht wieder an der Nase herum und entlässt uns zufrieden in die Realität – den ein bisschen gewinnen muss man als Leser ja auch. Das Ende führt uns dann entspannt aus einer Geschichte voller Verzweigungen, die sich doch nie verliert und in der selbst kleinste Details wie ein Puzzleteil ins andere passen. Lediglich einige wenige Szenen waren für mich etwas überzogen und unglaubwürdig.

„Sie ließ das Haus über den Klippen schweben, so mussten es diejenigen empfinden, die in ihre Nähe durften.“ (S. 288)

Fazit

Michel Bussi konnte mich auch mit „Das Mädchen mit den blauen Augen“ überzeugen. Ein Roman, der eher wie ein Kriminalroman anmutet, mit vielen Wirrungen und falschen Fährten ohne mich als Leser dabei zu überfordern. Der Schreibstil war einnehmend und stimmungsvoll. Lediglich ein paar Szenen waren nicht ganz glaubwürdig, weshalb ich einen Punkt abziehe.

4herzen

Weitere Rezensionen:

Keeweekatbooks

Read Pack

Autor:

Michel Bussi wurde 1965 geboren. Er ist Politologe und Geograph und lehrt an der Universität in Rouen. Seine Romane haben sich international als Bestseller durchgesetzt und wurden in zwanzig Sprachen übertragen. Er wurde vielfach ausgezeichnet und gehört zu den Top-5 meistverkauften Autoren in Frankreich.

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[Besprechung] Der Vorleser – Bernhard Schlink

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Autor: Bernhard Schlink
Verlag: Diogenes
Erscheinungsjahr Erstausgabe: 1995
Erscheinungsjahr meine Ausgabe: 1997
Seiten: 207

Der Vorleser - Bernhard Schlink (c) Diogenes
Der Vorleser – Bernhard Schlink (c) Diogenes

Hannah ist reizbar und rätselhaft. Außerdem ist sie viel älter und doch wird sie zu seiner Geliebten. Und sie behütet verzweifelt ein Geheimnis. Nach einigen Monaten verschwindet sie spurlos und erst Jahre später, sieht er sie wieder.

„Wie sollte es ein Trost sein, daß mein Leiden an meiner Liebe zu Hannah in gewisser Weise das Schicksal meiner Generation, das deutsche Schicksal war, dem ich mich nur schwerer entziehen, das ich nur schlechter überspielen konnte als die anderen.“ (S. 163)

„Der Vorlesesr“ ist in einem sehr eingehenden aber zunächst für mich gewöhnungsbedürftigen Schreibstil gehalten. Er schreibt aus der Sicht des zu Beginn 15jährigen Michaels, der auf Hannah, eine Schaffnerin trifft. Zunächst mutet das Buch an wie eine lockere Geschichte eines nicht ganz alltäglichen Liebespaares. Doch bald entpuppt sie sich als etwas ganz anders, etwas viel tiefergehendes. Als eine Geschichte einer sonderbaren Liebe, einer Vergangenheit voller Schuld. Eine fast schon wie ein Krimi wirkende, philosophische Geschichte.

Bernhard Schlink behandelt unter anderem die Geschichte der Kinder derer, die zu Nazi-Zeiten gelebt haben, die damals im Krieg schreckliches getan haben und danach einfach ihr Leben weiterlebten. Die es freiwillig taten, die dazu gezwungen wurden, die nichts anders tun konnten, die einfach nichts dagegen getan hatten. Wie sollen die Kinder mit ihren Eltern umgehen? Ist es richtig, Menschen zu lieben, sie nicht zu verurteilen, wenn sie doch verurteilt gehören? Ist es richtig sie zu verurteilen, wenn man selber nicht weiß, wie es gewesen ist. Wenn man es selber nicht weiß, ob man sein Leben über das anderer gestellt hätte oder ob man sich gegen das Regime aufgelehnt hätte? Sollen sich die Kinder und Partner noch heute für sie schämen, sie verurteilen, sie nicht lieben, als eine Art Kollektivschuld?

„Ich wollte Hannas Verbrechen zugleich verstehen und verurteilen. Aber es war dafür zu furchtbar. Wenn ich versuchte, es zu verstehen, hatte ich das Gefühl, es nicht mehr so zu verurteilen, wie es verurteilt gehörte. Wenn ich es so verurteilte, wie es verurteilt gehörte, blieb kein Raum fürs Verstehen.“ (S. 151)

Aber der Vorleser behandelt noch ein ganz anders, für nicht Betroffene so viel unbedeutenderes Thema. Das Geheimnis, dass Hannah seit jeher mit sich herumträgt, dass sie um jeden Preis verheimlichen will. Ein Geheimnis, dessen Verschleierung so viel schlimmer ist, als das eigentliche Problem. Eine Sache, die man jederzeit offenbaren könnte, für die man Hilfe erhalten könnte. Man könnte jederzeit aufhören, diese Lüge zu leben. Doch der Preis, das ewig anhaltende Schamgefühl, ist Hannah zu hoch. Höher noch, als für Gräueltaten zu NS Zeiten alleine gerade zustehen, die sie zwar unterstützt, aber nie alleine ausgeführt hatte. Ist es das wirklich wert, nur um sich nicht Tag für Tag für eine für Außenstehende harmlose Schwäche zu rechtfertigen, sich in solche Verschleierungen zu verhüllen, sein Leben in Freiheit zu riskieren, nur um nicht entblößt zu werden und so nur noch viel schlimmer dazustehen? Eine Tat zu gestehen, die man nie begangen hat, um ein Geheimnis zu hüten. Und ist es richtig, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und zu schweigen?

„Was für eine traurige Geschichte, dachte ich lange. Nicht daß ich jetzt dächte, sie sei glücklich. Aber ich denke, daß sie stimmt und daß daneben die Frage, ob sie traurig oder glücklich ist, keinerlei Bedeutung hat.“ (S. 206)

Eingebettet in eine Liebesbeziehung, die kein Aussenstehender je verstehen kann und die eher wie ein Machtspiel denn eine Liebesbeziehung anmutet, versucht Bernhard Schlink diese Fragen, auf dass es meiner Meinung nach doch nie eine richtige Antwort geben kann, zu lösen und zu diskutieren. Der Vorleser ist ein aufrüttelndes Werk, das zum Nachdenken anregt und ein berührendes Stück deutscher Geschichte.

Der Autor:

Bernhard Schlank wurde 1944 in Großdornberg geboren. Er ist deutscher Jurist und Schriftsteller. Er verbrachte seine Kindheit in Heidelberg. Er hat einen Sohn und lebt heute in New York und Berlin. Mit seinen Romanen hat er ein entscheidendes Stück der deutschen Literaturgeschichte mitgeschrieben.

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[Rezension] Renate Hoffmann von Anne Freytag

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Reante Hoffmann von Anne Freytag

Reante Hoffmann von Anne Freytag

Renate Hoffmann hat einen Entschluss gefasst. Sie will sich von ihrem Balkon aus in den Tod stürzen. Sie hat genug Gründe dafür. Doch irgendwie kommt immer wieder etwas dazwischen. Eine neue Vorgesetzte zum Beispiel. Oder Herberts Briefe. Oder auch die Erkenntnis, dass sie noch nie masturbiert hat oder am Meer war.

„Denn auch wenn man es nicht sehen konnte, weil sie atmete und sich bewegte, so war Renate an diesem eisigen Novembertag gestorben. Sie würde leben, jedoch ohne lebendig zu sein.“ (S. 266)

Aber sie hatte nicht immer sterben wollen. Vor einigen Jahren, da war sie ganz anders. Sie war nicht nur am Leben, sie hatte tatsächlich gelebt. Sieben Jahre früher war das Leben noch voller Möglichkeiten. Bis zu diesem einem Tag im November…

Meinung
Anne Freytag erzählt uns Renate Hoffmanns Geschichte mit einem sehr distanzierten, schnörkellosen Schreibstil. Und trotzdem ging mir die Geschichte unter die Haut. Dieser Stil hat perfekt zu Frau Hoffmann, die sie am Anfang der Geschichte ist, gepasst.

„Normalerweise zögerte Renate Hoffmann nie. Frau Hoffmann gehörte zu jenen Menschen, die immer alles bis ins kleinste Detail durchdachten und anschließend dem zuvor festgelegten Plan akribisch folgten“ (S. 3)

Frau Hoffmann ist eine unscheinbare, steife Person. Sie hat eine schmucklose Wohnung in einem tristen Plattenbau. Sie hat keine Freunde, redet mit niemanden und geht ihrer Arbeit als Buchhalterin pflichtbewusst nach. Sie hat zahlreiche Zwangsneurosen, sieht immer nur ihre gleiche Serie auf Video, putzt sich immer zur gleichen Zeit und exakt getimed die Zähne. Und sie ist einsam und wird ständig von einem Albtraum heimgesucht. Bis sie schließlich den Entschluss fasst, sich von ihrem Balkon im 11ten Stock zu stürzen.

Doch dann fällt ihr ein, dass sie noch nie geraucht hat, noch nie am Meer war. Und ständig kommt irgendetwas dazwischen. Bis sie schließlich merkt, dass sie ja doch ein bisschen am Leben hängt. Bis sie anfängt, die Geschehnisse, die sie dazu gebracht haben, sich überhaupt das Leben nehmen zu wollen, zu verarbeiten.

„Es tat weh, ihn gehen zu sehen, es tat weh, dass er am Horizont immer kleiner wurde und schließlich verschwand. Und doch wusste Renate, dass es an der Zeit gewesen war, ihn endlich gehen zu lassen.“ (S. 220)

Und während sie diese Dinge verarbeitet, erfahren wir in Rückblicken viel über ihr damaliges Leben, als sie noch bunt, statt grau war, Renate statt Frau Hoffmann. Über die Steine  die ihr in den Weg gelegt wurden. Darüber, was damals, an diesem grauen Novembertag passierte. Und wir erfahren, warum Frau Hoffmann zu der wurde, die sie zu beginn der Geschichte war. Dabei erahnen wir recht bald, was passieren wird und wissen irgendwann ganz genau, worauf die Geschichte zu steuert. Und je näher der Zeitpunkt kam, desto mehr hoffte ich, es möge nie passieren. Was ja schwachsinnig ist, weil ich ja schon wusste, das es passiert und es kein zurück gibt.

Während sie ihre Geschichte verarbeitet, wird sie mit jeder Seite wieder mehr zu der Frau, die sie einmal gewesen ist. Sie merkt, wie kostbar das Leben ist und dass es trotz allen Widrigkeiten und Schicksalsschlägen doch noch lebenswert sein kann. Und sie merkt ganz besonders, dass sie liebenswert ist und ganz und gar nicht so schrecklich, wie sie sich selbst immer wahrnimmt.

„Frau Hoffmann betrachtete sich im Spiegel. […] Diese fremde, harte Frau war Frau Hoffmann unheimlich und gleichzeitig war sie ihr vertraut. Und in diesem Moment dämmerte ihr, dass diese fremde, harte Frau die letzten Jahre ihr Überleben gesichert hatte. Sie hatte dafür gesorgt, dass Frau Hoffmann nicht auseinandergefallen war.“ (S. 151/152)

Anne schafft es einfach hervorragend, Geschichten und Protagonisten zu erschaffen, die direkt aus dem Leben gegriffen sind. Ich habe mich jeder Zeit als Teil der Geschichte gefühlt, war gemeinsam mit Renate auf ihrem Balkon gesessen, habe mit ihre die schlimmen, aber auch guten Zeiten erlebt. Ich habe gelacht und geweint. Ein Buch das einfach von vorne bis hinten stimmt und sich fast schon wie ein Film in meinem Kopf abspielte.

Fazit
Eine Geschichte einer doch noch recht jungen Frau, die jeglichen Lebensmut verloren hat. Und die es dennoch schafft, sich wieder ans Licht zu kämpfen. Ein Buch darüber, wie wichtig es ist, sich aus einem Loch, mag es noch sie tief sein, wieder heraus zu kämpfen. Und das Leben jeden Tag voll auszukosten.

5herzen

Weitere Rezensionen

Elas Leselounge

Die Liebe zu den Büchern

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Bücherkaffee

Infos zum Buch:

Autorin: Anne Freytag
Erscheinungsjahr: 2013
Verlag: Freytag Literatur
Seiten: 308
Format: Taschenbuch

 

Autorin:

Anne Freytag wurde 1982 in München geboren und studierte International Management. Sie arbeitete in einer Werbeagentur, bevor sie es wagte, ins kalte Wasser zu springen und sich voll und ganz dem Schreiben zu widmen. Wenn sie nicht schreibt, dann hat sie ihren Spaß mit Adriana Popescu im Facebook-Chat, macht Fahrradtouren durch München mit ihrem Freund, liebt es, um Mitternacht Dinkel-Poppys zu essen und im Internet nach alten Möbeln zu suchen.

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[Rezension] Sorbetnächte von Ellie Cahill

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Sorbetnächte von Ellie Cahill (c) Lyx - Buchcover

Sorbetnächte von Ellie Cahill (c) Lyx – Buchcover

Joss findet heraus, dass ihr Freund sie betrügt. Die Sache ist klar – er ist Geschichte und keine Minute Liebeskummer wert. Aber die Enttäuschung und ihr verletzer Stolz wollen einfach nicht verschwinden. Doch wozu hat man einen besten Freund? Der hat selber eine katastrophale Beziehung hinter sich. Und er macht ihr einen schrägen aber verlockenden Vorschlag – Sorbet Sex.

Er soll wie Sorbet quasi die Geschmacksnerven neutralisieren. Joss und Matt sollen also wieder bereit für neue Partner sein, nachdem sie miteinander geschlafen haben. Aber das ganze darf natürlich nur nach strengen Regeln verlaufen. Die wichtigste – verliebe dich nicht in deinen Sorbet-Partner!

MeinungIch habe das Buch im Überraschungspaket vom Herzenstage-Team bekommen. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht damit gerechnet hätte, dass die Geschichte etwas für mich ist. Ich habe mich auf anhieb in das Cover verliebt, daher habe ich dem Buch natürlich dennoch eine Chance geben. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Sorbetnächte ist eine lockere, witzige Geschichte. Sie erinnert ein bisschen an typische amerikanische Filme wie „10 Dinge, die ich an dir Hasse“, „Eine wie Keine“ und Co und hat mich gut unterhalten.

Der Schreibstil von Ellie Cahill ist zwar nichts Herausragendes, aber sie schreibt locker und leicht und mit viel Witz. Die Geschichte an sich hat mir Spaß gemacht. Wie Joss und Matt miteinander umgehen, die Freundschaft, die die beiden verbindet, es war einfach herrlich. Der Großteil der Geschichte spielt in Rückblicken zum Start von Joss College-Zeit. Dort hat sie Matt kennen gelernt und wir erleben, wie die beiden sich das erste Mal treffen, auf die Idee mit dem Sorbet-Sex kommen und wie sich das ganze bis einige Zeit nachdem Studium entwickelt. In ihrem Umfeld wissen nur wenige von dem Arrangement und die, die davon wissen, halten nicht viel davon. Sie sind der festen Überzeugung, dass die Sache niemals gut ausgehen kann und sich früher oder später einer von beiden verliebt.

Sorbetnächte von Ellie Cahill - Klappe (c) Lyx

Sorbetnächte von Ellie Cahill – Klappe (c) Lyx

Als die Geschichte dann langsam in der Gegenwart ankommt und Joss immer mehr merkt, dass alle Recht hatten und sie doch mehr für Matt empfindet, hat sie für mich leider etwas nachgelassen. Mir hat die Entwicklung im hinteren Teil der Geschichte nicht so gut gefallen. Es ist das ganze Buch über schon klar, dass Joss mehr empfindet, dann kam dieses typische, „Wir führen ein Gespräche und reden aneinander vorbei und reden erst mal nicht mehr miteinander“, wie wir es au so vielen Büchern und Filmen kennen. Da hat die ganze Geschichte etwas gedämpft.
Joss und Matt mochte ich beide sehr. Nur Joss hat sich viel zu oft so klein und schlecht gemacht, und die beiden hatten stellenweise so ein Hin und Her, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Dennoch hatte ich viel Spaß, gerade weil die beiden wirklich sehr witzig und locker miteinander umgingen. Ich mochte ihren Humor sehr.

Sorbetnächte von Ellie Cahill - Buchseite (c) Lyx

Sorbetnächte von Ellie Cahill – Buchseite (c) Lyx

Fazit
Trotz des zunehmenden Klischees gegen Ende der Geschichte und den etwas langen Stellen, konnte mich Ellie Cahill mit Sorbetnächte super unterhalten. Ein Buch, dass sich auch gut als Verfilmung machen würde. Voller Witz, locker und leicht mit zum Großteil amüsanten Charakteren und Ereignissen. Eben genau das richtige Buch für gute Unterhaltung für zwischendurch.

4herzen

Infos zum Buch:

Autorin: Ellie Cahill
Erscheinungsjahr: 2015
Verlag: Lyx
Seiten: 383
Format: Taschenbuch

 

Autorin:

Ellie Cahill lebt mit ihrem Sohn und ihrem Ehemann in Milwaukee. Dort verbringt sie viel zu viel Zeit im Internet und mit dem Schauen von Katastrophenfilmen. Jeden Tag hat sie einen anderen Ohrwurm, der sie verfolgt. Einer ihrer größten Erfolge ist der erste Platz in einem Hula-Hoop-Wettbewerb. Sorbenächte ist ihr Debütroman.

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[Rezension] Der Leo Plan von Janne Schmidt

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Der Leo Plan von Janne Schmidt (c) Piper

Der Leo Plan von Janne Schmidt (c) Piper

Anne wurde gerade erst das Herz gebrochen. Von Leo, der Ewigkeiten einer ihrer zwei besten Freunde ist und mit dem sie schließlich zusammen kam. Von heute auf morgen macht er mit ihr Schluss, ohne richtige Begründung.

Sie ist am Boden zerstört und schmiedet einen Plan, wie sie Leo zurück bekommt. Sie will ihn eifersüchtig machen, damit er merkt, wie sehr er sie vermisst. Und da stolpert ihr Marc über den Weg. Genuagenommen spricht er sie an und benimmt sich wie der allerletztes Vollidiot. Er ist ein riesiger egoistischer, eingebildeter Macho. Noch dazu hat er scheinbar mit seinen Freunden gewettet, dass er Anne rumkriegt. Rumkriegen, was heißt das überhaupt? Er ist genau der richtige Kandidat, denn er hat es nicht besser verdient, für den Plan das Opfer zu werden. Doch, wie das mit Plänen so ist, laufen sie nicht immer so wie geplant..oder doch?

„Glaubst du an die wahre Liebe? Hast du schon mal geliebt? Bedingungslos, voller Hingabe und so richtig rosarot romantisch?“ (S. 5)

Meinung Janne Schmidt hat mit der Leo Plan eine sehr einfach gestrickte, aber unterhaltsame Geschichte geschrieben. Es ist eine leichte, lockere Lektüre für Zwischendurch, die sehr kurzweilig ist. Anne war eine wirklich liebenswerte, erfrischende und humorvolle Protagonistin. Ich hatte sie schnell in mein Herz geschlossen, wenn ich auch nur den Kopf über den Plan schütteln konnte. Aber, sie ist ja noch ein Teenager und in dem Alter macht man nun mal Sachen, über die man später nur den Kopf schüttelt.

Besonders gut gefiel mir, dass ich als Leser im ersten Satz direkt von Anne angesprochen wurde. Dadurch war ich sofort in der Geschichte gefangen und habe super schnell in das Buch gefunden. Die Story selbst ist nichts neues, solche Konstellationen gibt es ja nicht gerade selten in der Buch- und Filmwelt. Dennoch war sie schön umgesetzt und vor allem mit sehr viel Witz. Anne ist alles andere als das typische Klischee-Mädchen, wie man sie aus Büchern und Filmen dieser Art kennt. Allerdings waren dafür Leo und Marc viel mit Klischees gezeichnet.

„Der Junge, dem ich mein Herz geschenkt habe, hat es in den Dreck geschmissen und ist darauf herumgetrampelt, sodass es nie wieder ganz verheilen wird.“ (S. 5)

Insgesamt waren einige Beschreibungen etwas zu kitschig triefend aber der Stil strahlte viel dieses jugendliche Lebensgefühl aus, was perfekt passte. Leider verwendete Janne für meinen Geschmack deutlich zu viele Phrasen, zum Beispiel „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße“, „größte Hecht im Teich“, „vor Schreck zu Stein erstarren“ und einige mehr. Außerdem gibt es ein paar Logikfehler in der Geschichte. Beispielsweise als sie schreibt, dass Anne ein paar Minuten nach Spielbeginn auf dem Fußballplatz erscheint und nur ein oder ein einhalb Seiten später ist dann aber plötzlich erst noch Anpfiff. Oder als Mara, ihre besten Freundin, Anne ihren Eisbecher gibt und nicht zurück bekommt und dennoch Mara am Ende den Eisbrecher aufgegessen hatte. Zudem kam mir die Wendung am Ende, über die ich jetzt nicht mehr verraten möchte, etwas unerwartet und abrupt.

Der Leo Plan von Janne Schmidt - Buch stehend (c) Piper

Der Leo Plan von Janne Schmidt – Buch stehend (c) Piper

Fazit

Ingesamt hat Janne Schmidt mit „Der Leo Plan“ ein unterhaltsames Buch für Zwischendurch geschrieben. Es punktet mit einer sehr sympathischen Protagonistin, viel Humor und einem erfrischenden Schreibstil. Allerdings hat es mit den etwas zu oft verwendeten Phrasen, den kleinen Logikfehlern und der Wendung am Ende auch einige Schwächen. Insgesamt gebe ich daher drei von fünf Herzen.

3herzen

Zum Buch:

Autorin: Janne Schmidt
Verlag: Piper
Erscheinungsjahr:2016
Seiten: 281
Format: Taschenbuch
Genre: Roman
Sprache: Deutsch
Preis: € 9,99 [D], € 10,30 [A]
ISBN: 978-3-492-30845-8

 

Weitere Rezensionen:

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Kleinbrina

Die Autorin:

Janne Schmidt wurde 1997 geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Bremerhaven und liebt Eishockey. Außerdem backt sie sehr gerne für ihre Familie, aber es sieht immer nur gut aus oder schmeckt gut, beides kriegt sie irgendwie nicht hin. „Der Leo Plan“ ist ihr Debüt und schaffte es auf die Sportlist des ersten Piper Awards „erzählesuns“ bei Wattpad.

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[Rezension] Die Herren der grünen Insel – Kiera Brennan

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Die Herren der grünen Insel von Kiera Brennan (c) Blanvalet

Die Herren der grünen Insel von Kiera Brennan (c) Blanvalet

Wir schreiben das Jahr 1166 in Irland. Die Grüne Insel ist in zahlreiche kleine Reiche zersplittert, die sich untereinander unerbittlich bekriegen. Die Könige fechten ihre langjährigen Fehden aus und auch die friedliebenden Untertanen werden rücksichtslos in die blutigen Machtkämpfe hineingezogen. Außerdem droht ein gemeinsamer Feind in Irland einzufallen – Henry Plantagenet will die Grüne Insel an sich reißen. Werden sich die Herren von Irland vereinen und sich gegen ihn stellen? Welche Rolle spielen dabei der grausame Krieger Ascall und die von im entführte Caitlin?

Meinung

Kiera Brennan schreibt wahnsinnig bildhaft. Die Geschichte ist gespickt mit vielen Details zu Irland, der Vergangenheit der Insel, zu Bräuchen und dem Glauben der Leute. Brennan verpackt historische Details aus dem spannenden Hochmittelalter in einer fesselnden Geschichte rund um Kriege, Intrigen und Machtkämpfe und sorgt damit für packende Unterhaltung. Allerdings wirkt der Schreibstil gerade zu Anfang etwas unrund und zwischendurch gab es einige längere Stellen.

Auch die originalgetreuen, historischen Namen bereiten zunächst einige Schwierigkeiten, wobei uns Brennan hier im Vorwort sogar vorwarnt und sich extra oft an die einfache Schreibweise hielt, um es den Leser möglichst einfach zu machen. Zudem sind die wichtigsten Namen im Anhang mit Lautschrift aufgeführt. Ebenso wie eine kurze Übersicht zu den einzelnen Jahren, in denen die Geschichte spielt. So verliert man als Leser nie den Überblick, was mir sehr gut gefiel. Zudem beweisen die geschichtlichen Umrisse im Anhang, wie detailgetreu Brennan recherchiert hatte, was die Authentizität der Geschichte noch einmal stärkt.

 Die Herren der grünen Insel von Kiera Brennan, Buchrücken (c) Blanvalet


Die Herren der grünen Insel von Kiera Brennan, Buchrücken (c) Blanvalet

Die Geschichte erleben wir dabei abwechselnd aus Sicht der wichtigsten Protagonisten: Ascall von Toora und sein Bruder Aililán, Caitlin O’Bjólans, der Händler Pol, seine Tochter Róisín sowie Aoife, die Tochter von König Diarmait. Sie alle sind ausgezeichnete, sehr detailreiche und vielschichtige Charaktere, denen man sofort abnimmt, wirklich im Hochmittelalter zu leben. Es ist spannend, jeden Einzelnen von ihnen zu begleiten und zu sehen, wie sie sich durch diese harte und grausame Zeit schlagen. Vor allem Caitlin stach für mich als sehr starke Persönlichkeit heraus. Auch ihre Brüder Riacán und Faolán, die beide nicht unterschiedlicher sein könnten, kommen jeder in eigenen Kapiteln vor.

Insgesamt hatte ich mir tatsächlich aber etwas mehr erhofft, Brennan konnte mich leider nicht durchgehend packen und ich habe sehr lange gebraucht, um das Buch zu beenden. Es steckte einfach doch etwas zu viel Fülle im Buch, einige Stellen hätten ruhig kürzer beschrieben werden können, das hätte der Spannung gut getan und die Geschichte wäre dennoch facettenreich genug gewesen. Ein, zwei Hauptpersonen weniger hätten ebenfalls nicht geschadet, so wäre mehr Spielraum für den einzelnen geblieben.

Fazit

Kiera Brennan hat einen außerordentlich gut recherchierten, detailreiche historischen Roman erschaffen. Sie punktet bei mir vor allem mit ihrer sehr bildhaften Beschreibung der Geschehnisse und der Landschaft Irlands. Sie schafft es die düstere, brutale Stimmung des 12. Jahrhundert authentisch zu transportieren. Die Charaktere sind stark, facettenreich und vielversprechend. Allerdings ist das Buch alles in allem einfach sehr voll mit Details, Charakteren und Handlungssträngen. Etwas weniger hätte der Spannung gut getan und hätte es dem Leser einfacher gemacht, den Überblick zu halten. Insgesamt gebe ich daher drei von fünf Herzen.

3herzen

Das Buch kann ich Fans von detailreichen historischen Roman empfehlen, die sich nicht von vielen irischen Wörtern und einer Fülle an Charakteren und Handlungssträngen abschrecken lassen.

Zum Buch:

Autorin: Kiera Brennan
Verlag: Blanvalet
Erscheinungsjahr:2016
Seiten: 946
Format: Hardcover
Genre: Roman
Sprache: Deutsch
Preis: € 19,99 [D], € 20,60 [A], € 26,90 [CH]
ISBN: 978-3-7645-0559-2

Weitere Rezensionen:

Weltenwanderer

Gochimiko

Booklovestory

Steffis Bücherkiste

 

Die Autorin

Hinter dem Pseudonym Kiera Brennen versteckt sich eine erfolgreiche Bestsellerautorin. Ihre Romane erschienen bei zahlreichen deutschen Verlagen. Das Historienepos „Die Herren der grünen Insel“ spielt im Irland des Hochmittelalters, eine Epoche, die Brennan schon immer fesselte. Währen einiger, längerer Aufenthalte in Irland hat sich an Originalschauplätzen recherchiert und sich von der wildromantischen Landschaft Irlands inspirieren lassen.

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#NYCBlogparade: Die Königin der Orchard Street – Susan Jane Gilman

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Heute stelle ich euch im Rahmen der #NCYBlogparade, die Astrid und Silvia von leckerekekse.de ins Leben gerufen haben, das Buch die Königin der Orchard Street vor. Das, wie ihr euch denken könnt, in dieser Stadt die niemals schläft, spielt. Bereits vier Beiträge sind online gegangen – die Übersicht mit allen aktuellen Beiträgen und den Blogs, die noch mitmachen, gibt es hier: Blogparade New York City. Es lohnt sich, bei jedem mal reinzulesen, denn es gibt am Ende des Monats auch einen wahnsinnig tollen Preis, denn euch Astrid und Silvia in ihrem Beitrag vorstellen. Auch bei mir findet ihr am Endes des Beitrages einen Teil der Lösung. Viel Spaß!

Die Königin der Orchard Street von Susan Jane Gilman (c) Insel

Die Königin der Orchard Street von Susan Jane Gilman (c) Insel

Die kleine Malka lebt im Jahr 1913 mitten in den dicht gedrängten Straßen und den überbevölkerten Mietskasernen in der Lower East Side in einem Einwandererviertel in New York City. Gemeinsam mit ihrer jüdischen Familie kam sie den langen Weg aus Russland bis hierher. Sie sind wie die meisten Menschen hier arm und haben zu viel zum Sterben aber zu wenig zum Leben.

Doch Malka ist listig, raffiniert und hat ein großes Mundwerk. Sie lernt sehr schnell, sich im Viertel zurechtzufinden und zu überleben. Mitten in diesem armseligen aber abenteuerlichen Leben ändert sich von einem Tag auf den anderen ihr Schicksal – als sie vom Eiswagen von Papa Dinello angefahren wird.

„Das Pferd das mich niedertrampelte, zog einen Eiswagen. War das nicht eine sonderbare Laune des Schicksals?“ (S. 11)

Die Dinellos nehmen sich ihrer an und so wird Malka in das köstlichste Geheimnis der Welt eingeweiht – die Herstellung von Eiscreme. Für sie beginnt eine wahre Achterbahn durch das Leben, bis aus dem pfiffigen Mädchen mit der großen Klappe eine Grande Dame wird. Bis sie zu Lilian Dunkel, der „Eiscremekönigin von Amerika“ wird und die berühmte, aber berüchtigte und immer noch freche und kämpferischen Herrscherin eines riesigen Eiscreme-Imperiums.

Susan Jane Gilman hat mich vom ersten Satz an vom Schreibstil überzeugt. Wir steigen sofort in die Erzählung von Malka bzw. Lilian ein. Sofort ist klar, dort spricht eine ältere, aber freche, lebensfrohe Dame mit uns, die sagt, was sie denkt und macht, was sie will. Eine, die aber auch wahnsinnig viel Lebenserfahrung mitbringt und sich durch ein selten einfaches Leben kämpfen musste. Die es vollkommen gerechtfertigt findet, dass sie sich jetzt auch mal ordentlich was gönnt und das Geld nur so aus dem Fenster wirft – Probleme kommen da schnell hinterher. Immer wieder webt sie zudem jiddisches Vokabular wie „schmendrik – Trottel“, „meshuggeneh – bekloppt“ oder „Tuches – Hintern“ ein, was dem Ganzen noch mehr Authentizität verleiht.

Malka ist zunächst ein sehr naives Mädchen, dass nicht weiß, was sie falsch gemacht hat, weil ihr Vater verschwindet und ihre Mutter sie nicht liebt. Doch im Laufe des kämpferischen Lebens wird sie zu einer beeindruckenden Frau, die sich von nichts und niemanden etwas sagen lässt. Ich fand die Entwicklung und auch die ältere Lilian wunderbar. Ein wahnsinnig starker Charakter. Alles andere als eine typische Heldin – nicht besonders hübsch, mit ihrer Behinderung und dem vorlauten Mundwerk. Allerdings hat mich ihr Spruch „Bitte, verklagt mich doch“ irgendwann etwas genervt, ebenso, dass sie alle als Schätzchen anspricht.

Nichts desto trotz hat es riesigen Spaß gemacht, Malka/Lilian durch ihr Leben zu begleiten. Es ist eine rasante, spritzige, turbulente Fahrt durch Höhen und viele Tiefen. Eine Geschichte über das Schicksal einer russisch-jüdischen Einwanderin die in Armut aufwächst und sich ihre späteren Millionen äußerst hart verdient hat. Eine Frau, die weiß was Hunger, Armut, Leid und Tod bedeutet, die sich aber dennoch nie unterkriegen lässt. Quasi mal eine andere Art von „Vom Tellerwäscher zum Millionär“.

Darin eingewoben ist ein faszinierender Einblick in die Geschichte der Eiscreme-Herstellung, insbesondere der Softeisherstellung und ein Stück amerikanische und New Yorker Geschichte. Geht es nur mir so oder hattet ihr auch die ganze Zeit mega Heißhunger auf Eis?

Gleichzeitig ist es aber auch eine Führung durch New York, durch die Einwandererviertel in der Lower East Side. Ein Spaziergang durch diesen Dschungel aus Beton aus Sicht der kleinen Malta. Dabei beschreibt Gilman sehr gut die Eindrücke, die auf sie niederprasseln. Den Gestank und das Gedränge konnte ich regelrecht riechen und spüren. Aber auch eine Reise durch das reiche New York und das sich im laufe der Jahre verwandelnde New York. Ich habe die Stadt in jeder ihrer Facetten immer direkt vor mir gesehen und habe nun noch mehr Lust, sie selbst einmal zu erleben.

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Sketchnote zu Die Königin der Orchard Street (c) Lovely Mix

Fazit

Susan Jane Gilman nimmt uns mit auf eine turbulente, lebensfrohe, rasante Tour durch die Welt der Eiscreme. Wir erleben die bewegende, abenteuerliche Geschichte der kleinen Malka die zur kämpferischen Lilian Dunkel, der Eiskönigin von Amerika wird. Gleichzeitig wandern wir durch das im Wandel stehende New York von den 30iger bis in die 80iger Jahre. Eine witzige, vielseitige Geschichte durch das Leben eines sehr starken, rotzfrechen Charakters. Ich hatte richtig Spaß, auch wenn die ein oder andere Stelle mich etwas genervt hatte.

Das fünfte Wort des Lösungssatzes lautet übrigens: Schmelztiegel!

4herzen

Zum Buch:

Autorin: Susan Jane Gilman
Verlag: Insel
Erscheinungsjahr: 2015
Seiten: 550
Format: Hardcover
Genre: Roman
Sprache: Deutsch
Preis: € 19,95 [D], € 20,60 [A], € 28,50 [CH]
ISBN: 978-3-7645-0559-2

Umschlaggestaltung: Rothofs & Gabler, Hamburg
Umschlagfoto: Nathan Blaney/Corbis, akg-images/AP

Weitere Rezensionen:

Bücherkaffee

Herzpotenzial

Leseratte Spencer

Die Autorin

Susan Jane Gilman wurde in New York geboren und studierte an der Universität von Michigan. Bislang hat sie drei Sachbücher veröffentlicht. Zudem schreibt sie für die New York Times, Die Los Angeles Times, das Ms. Magazine und weitere. Mit „Die Königin der Orchard Street“ veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Derzeit lebt Susan Jane Gilman in Genf und New York.

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Abwesenheitsnotiz – Lisa Owens

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Abwesenheitsnotiz von Lisa Owens (c) Piper

Abwesenheitsnotiz von Lisa Owens (c) Piper

Claire Flannery weiß, dass sie alleine für ihr Glück verantwortlich ist. Sie ist Mitte zwanzig, hat einen Freund mit dem sie in London lebt und der ziemlich viel arbeitet. Claire selbst hat ihren Job gekündigt, weil der nicht zu ihr gepasst hat. Doch, was passt eigentlich wirklich zu ihr?

Vor lauter Möglichkeiten, weiß sie nicht, was sie mit sich anfangen soll und treibt so vor sich hin. Mal mit, mal gegen den Strom. Ob dieser Selbstfindungstripp gut geht? Ob sie wirklich das findet, was sie so verzweifelt sucht? Oder verliert sich Claire nur immer weiter? Oder ist sie gar die einzig schlaue, während alle anderen in mittelmäßigen Jobs ihre Zeit totschlagen, nur um Geld zum Leben zu haben, aber ohne glücklich zu sein?

Meinung

Lisa Owens hat ein sehr einfaches, klares Werk geschaffen mit schlichtem Schreibstil und viel Humor. Zwar handelt es sich bei „Abwesenheitsnotiz“ nicht um ein wahnsinnig philosophisches oder tiefgründiges Buch. Doch trotzdem schafft Owens es, den Nerv der Zeit zu treffen und hat mich als Leser unweigerlich zum Nachdenken und Reflektieren gebracht.

Claire ist Mitte zwanzig, machte ein Ausbildung und nahm dann einen der ersten Jobs an, der ihr über den Weg lief, einfach, um etwas zu haben. Doch nun ist sie unzufrieden und kündigt, ohne Aussicht auf etwas neues – ein Schritt, der wie ich finde sehr mutig ist. Ein Schritt, über den vielen in ihrem Familien- und Bekanntenkreis nur den Kopf schütteln können. Vor allem nach mehreren Wochen oder gar Monaten, so ganz ist es nicht klar, fragen sie immer mehr nach, verstehen diesen Selbstfindungstripp immer weniger. Luke, ihr Freund, mit dem sie seit 7 Jahren zusammen ist und der auf dem Weg zum Neurochirurg ist, versucht sie so gut es geht zu unterstützen. Doch auch er bekommt zunehmend Probleme, mit der nicht enden wollenden Suche von Claire. Eine Selbstfindung, die sich zwangsweise auch auf private Fragen nach Familie und Heirat ausdehnt.

Lisa Owens trifft mit dieser Selbstfindungsgeschichte von Claire denke ich einen Nerv. Zumindest bei mir. Ich denke, es geht vielen so, vor allem auch vielen, die Studieren, irgendeinen Studiengang und hinterher da stehen, froh sind, einen ersten Job zu haben. Und dann fangen die Zweifel an – war es das wirklich wert, haben sich die Jahre hinter dem Schreibtisch, das viele Geld wirklich gelohnt, nur um jetzt in diesem Job zu sein? Komme ich da wieder raus, wenn es nicht das richtig ist? Wie würde ich es je schaffen, den Sprung in einen anderen Job zu schaffen, wenn der jetzige nicht der richtig ist, wenn ich gar etwas ganz anderes machen möchte? Wie soll man das nur seinem Umfeld erklären, wenn man jahrelang in eine Ausbildung Zeit und Geld investierte? Von was leben, auf dem Weg, das Richtige zu finden? – Fragen über Fragen, die bestimmt viele von uns schon gequält haben oder gerade beschäftigen. Fragen die in einer Zeit entstehen, in der fast jeder von einem erwartet, sein Leben auf die Reihe zu kriegen. In einer Zeit, in der man nicht eine Ausbildung macht und den Rest des Lebens für einen Betrieb arbeitet, ja eher belächelt wird, wenn man es so machen will, wie damals noch die Großeltern/Eltern.

Owens schafft es mit, mit Claires Gedanken, ihrem losem Herumtreiben, alle diese Fragen zu wecken. Man ist eben doch nicht alleine damit, es geht vielen so. Man solle sich nur trauen, etwas daraus zu machen. Wir haben noch Jahrzehnte voller Arbeit vor uns, es sollte also nie verkehrt sein und schon gar nicht ist es irgendwann zu spät, den für sich richtigen Weg zu suchen. Das eigene Glück ist schließlich wichtiger als das, was alle anderen denken.

Die Geschichte selbst hat zwar kaum Höhepunkte, nichts, worauf sich das ganze zuspitzt. Doch sie unterhielt mich, brachte mich zum Nachdenken, zeigt, dass man sich einfach mal trauen muss. Sie war humorvoll und auf ihre schlichte weiße doch eingehend. Allerdings bin ich vom Ende etwas enttäuscht. Es war vollkommen unrund, abrupt, als wäre ihr einfach nichts mehr eingefallen.

Insgesamt dennoch eine lesenswertes, unterhaltsames Buch, mit dem Lisa Owens einen Nerv bei mir getroffen hat.

Infos zum Buch:

Autorin: Lisa Owens
Verlag: Piper
Erscheinungsjahr: 2016
Seiten: 288
Format: Gebunden
Genre: Roman
Preis: [D] 18,00 €; [A] 18,50 €
ISBN: 978-3-492-05747-9

Weitere Rezensionen:

Schon halb elf

Miss Booknerd

Gedankenglas

Die Autorin:

Lisa Owens wurde 1985 geboren und lebt in London. Aufgewachsen ist sie in Glasgow und Hertfordshire. Sie besuchte das renommierte Emmanuel College in Cambridge. Danach arbeitete sie sechs Jahre lang in Literaturagenturen und Verlagen. „Abwesenheitsnotiz“ ist ihr Debütroman, dank dem sie als interessante junge Stimme Englands gilt.

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Romeo & Romy von Andreas Izquierdo

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Romeo und Romy von Andreas Izquierdo (c) Insel Taschenbuch

Romeo und Romy von Andreas Izquierdo (c) Insel Taschenbuch

Als Romy in ihr abgelegenes, winziges Dorf im Nirgendwo zurückkehrt, hat sie weder einen Job, noch einen Freund oder eine Perspektive. Sie ist als Schauspielerin gescheitert, war lediglich Souffleuse und auch dort wurde sie gefeuert. Ben ist nicht ganz unschuldig daran. Doch umgeben von ihren schrulligen Alten fast sie einen tollkühnen Plan: Aus ihrer alten, geerbten Scheune will sie ein elisabethanisches Theater bauen.

Dort will sie Romeo & Julia aufführen, gemeinsam mit den Alten. Die leben in Großzertlitsch, im Erzgebirge. Der Name täuscht aber gewaltig. Wir landen in einem verschlafenen Dorf im Nirvana. Das größte Problem der Alten, wie sie häufig genannt werden, ist das es nur noch zwei Plätze auf dem Friedhof gibt. Wer also jetzt zu spät kommt, der muss in den Nachbarort, mit dem sie quasi verfeindet sind.

Romy will sie mit ihrem Projekt davon ablenken und wieder Lebensmut verbreiten. Sie haben zwar kein Geld oder sonderlich viel Erfahrung, aber einen „Star“, nämlich Ben. Er ist ein Herzensbrecher, Dilettant aber liebenswert, sein größter Erfolg war die Rolle als „Frischedoktor“ in einem Waschmittelspot.

Andreas Izquierdo schreibt flüssig, aber recht schlicht. Im Schreibstil selber steckt nicht so wahnsinnig viel Kreativität. Dennoch war die Geschichte rund um Romy angenehm zu lesen, nur an manchen Stellen hing ich etwas. Beispielsweise, wenn Izquierdo in der Geschichte gerade nicht mehr Romy sonder mal kurz jemandem anderen folgte.

Er konnte mich vor allem noch zu Beginn der Geschichte rund um Romy, die in die große Stadt zog, um Schauspielerin zu werden, aber zur Beerdigung ihrer Großmutter gescheitert zurückkommt, unterhalten. Vor allem die Alten machten hier viel aus, sie waren schrullig und lustig und sehr liebenswert. Sie sind Romy’s Familie, sie ist ihr Täubchen – das ging mir leider etwas auf die Nerven auf Dauer.

Ebenso wie Ben, ein sehr klischeehafter Herzensbrecher, der natürlich auch noch in einer Waschmittelwerbung war und ja eigentlich ganz Missverstanden wegen einer nicht so leichten Kindheit. Er trinkt zu viel, ist abergläubisch und ich finde ein bisschen eingebildet und rücksichtslos, ich mochte ihn wirklich überhaupt nicht. Lieder wurde ich auch mit Romy nie richtig warm, was eventuell mit der distanzierten Erzählform zusammenhängen kann. Aber sie war für mich von den Eigenschaften nicht richtig greifbar, sie blieb für mich wie jemand, den ich aus der Ferne beobachte. Die Alten warne zwar allesamt äußerst herzenslieb und auf ihre Weise lustig, dennoch hat Izquierdo für meinen Geschmack bei allen Protagonisten und dem Dorf selber mit viel Klischee gearbeitet. Aber vielleicht zeichnet ja genau das seinen Humor, seine Art zu erzählen aus und viele von euch mögen das wahrscheinlich, wissen vielleicht sogar, dass er so schreibt.

Alles in allem ist das Buch unterhaltsam, aber etwas überzogen und unglaubwürdig. Etwas weniger Schicksalwendungen hätten mir besser gefallen. Erst geht alles erst mal so reibungslos, dass es schon eigenartig war, dann passiert ein Unglück nachdem anderen – es war mir leider etwas zu viel und bremste für mich gegen Ende den Lesefluss und die Unterhaltung.


Für mich war Romeo und Romy zwar eine unterhaltsame Lektüre, die mich aber dennoch nicht ganz überzeugte. Ich konnte mit den Charakteren nicht warm werden, auch wenn die Alten ein lustiger Haufen waren. Ingesamt für mich zufiel Wendungen, leicht überzogen, zu viel Klischee.

Weitere Rezensionen:

Wolkenweis

Gochimiko

Primeballerina

Kielfeder

Sharon Baker

Infos zum Buch:

Titel: Romeo & Romy

Autor:  Andreas Izquierdo

Erscheinungsjahr: 2016

Verlag: Insel Taschenbuch

Seiten: 487

Format: Klappbroschur

Preis: [D] 14,99 € [AT] 15,50 € [CH] 21,90 sFr

Autor:

Andreas Izquierdo wurde 1968 geboren. Er ist Schriftsteller und Drehbuchautor, u.a. veröffentlichte er den Roman „König von Albanien“ aus 2007. Für diesen erhielt er den Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres. Außerdem erschien durch seine Feder der Roman „Apocalypisa“, „Das Glücksbüro“ und „Der Club der Traumtänzer“.

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Der Ort, an dem die Reise endet – Yvonne Adhiambo Owuor

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Der Ort, an dem die Reise endet von Ivonne Adhiambo Owour (c) Dumont

Der Ort, an dem die Reise endet von Ivonne Adhiambo Owour (c) Dumont

Wir befinden uns in Kenia, im Jahr 2007. Ein Jahr, in dem Ajany aus Brasilien zurückkehrt, wo sie seit einigen Jahren lebt. Zurück in ihre Heimat. Doch der Anlass ist ein trauriger. Gemeinsam mit ihrem Vater muss sie den Leichnam ihres Bruders zurück nach Hause, nach Wuoth Ogik –  dem Ort, an dem die Reise endet – bringen. Ihr Bruder war ein hoch talentierter Student, der in den Straßen von Nairobi erschossen wurde.

Zurück in ihrer alten Heimat, inmitten der Wüste Kenias, versucht sie Trost zu finden. Doch der wird ihr verwehrt. Die Erinnerungen gehen zu tief, sind zu schmerzhaft. Erinnerung, die der Mord an ihrem Bruder heraufbeschworen hat. Solche, die nicht nur Sie, sondern ihre ganze Familie heimsuchen, die sie zu zerbrechen droht. An die koloniale Gewaltherrschaft, an blutige Auseinandersetzungen nach der Unabhängigkeit, an die Vergangenheit.

Gezeichnet von Wut und Trauer läuft ihre Mutter in die Wildnis davon, als Ajany und Nyipir zurück nach Wuoth Ogik kommen. Ihr Vater muss sich einer brutalen Wahrheit stellen, die durch die Geschehnisse an den Tag befördert wird. Aber an diesem Ort, an dem die Reise endet, entsteht auch etwas Neues – eine Verbindung, eine Anfang, eine Liebe.

Yvonne Adhiambo Owour entführt uns in das von der Geschichte, von Korruption und Gewalt beherrschte Kenia und das Leben einer Familie, die von diesem Land gezeichnet ist. Eigentlich nicht nur in das Leben einer, sondern zweier Familien. Voller Sprachgewalt und Poesie bringt sie uns das Leben in Kenia und die Suche Ajanys danach, wer ihr Bruder war, näher. Die Geschichte dieses Landes und dieser Familie geht unter die Haut, wenn sie auch keine leichte Lektüre ist.

Ich habe mir oft schwergetan, mich richtig darauf konzentrieren zu können und mich fallen zu lassen. Die Sprache, die kenianischen Ausdrücke, die Poesie – all das macht das Buch sehr authentisch und echt, aber es macht es auch schwer zu lesen. Für die Geschichte rund um Ajany, die Reise in die Vergangenheit von ihrem Bruder, ihrem Vater, ihrer Mutter sollte man konzentriert mit viel Zeit lesen, nicht einfach zwischendurch. Nur dann kann sie ihr Potenzial und ihre Kraft voll entfalten.


Yvonne Adhiambo Owour konnte mich mit „Der Ort an dem die Reise“ endet trotz der Schwierigkeiten einnehmen. Die Geschichte hat viel mehr zu bieten, als es auf den ersten Moment scheint. Wir erleben nicht nur die Geschichte von Ajany, sondern auch die von ihrer Familie und die von Kenia. Eine Geschichte voll sprachlicher Raffinessen und einem Hauch dezent eingewebter Gesellschaftskritik.

Wer also gerne anspruchsvolle Romane liest, spannende Familiengeschichten mag und gerne auch etwas über das Land Kenia erfahren möchte, für den ist der Debütroman von Owour genau richtig.

Weitere Rezensionen:

Buchlese

Infos zum Buch:

Titel: Der Ort an dem die Reise endet

Autor:  Yvonne Adhiambo Owour

Erscheinungsjahr: 2016

Verlag: Dumont

Seiten: 490

Format: Hardcover

Preis: [D] 22,99 €

ISBN 978-3-8321-9820-6

Autor:

Yvonne Adhiambo Owuor wurde im Jahr 1968 geboren und lebt in Nairobi. Ihre Kurgeschichten wurden von zahlreichen internationalen Literaturmagazinen veröffentlicht. Sie erhielt 2003 den Caine Prize for African Writing. „Der Ort, an dem die Reise endet“ ist ihr erster Roman. Er stand 2015 auf der Sportlist für den Folio Prize. Außerdem erhielt sie für ihn den Jomo Kenyatta Prize for Literatur.

Simon Jakob hat „Der Ort, an dem die Reise endet“ ins Deutsche übersetz. Sie übersetzt zudem auch englische Literatur von Anne Tyler, David Nicholas, Karen Russell, Gregory Shell und Sherpas Rajagopal.

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Am Ende schmeißen wir mit Gold von Fabian Hischmann

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Am Ende schmeißen wir mit Gold von Fabian Hischmann (c) Berlin Verlag

Am Ende schmeißen wir mit Gold von Fabian Hischmann (c) Berlin Verlag

Maximilian Flieger, genannt Max, ist fast 30 Jahre alt und seit kurzen Lehrer in Bremen. Aber so richtig sagt im der Job nicht zu. Seine freie Zeit verbringt er lethargisch auf der Couch und schaut dabei Tierdokumentationen. Auch seine Sommerferien beginnen so, bis seine Eltern anrufen und ihn bitten im alten Zuhause mitten im Schwarzwald Haus und Hund zu hüten, während sie in Griechenland sind.

Als er ankommt, wird sein Plan, seine restliche Zeit ebenfalls vor dem Fernseher zu verbringen, schnell auf den Kopf gestellt. Denn Maria ist auch wieder da, und Jan, zwischen beiden konnte er sich schon vor 15 Jahren nicht entscheiden und hatte seither keinen Kontakt. Und schon tauchen wir ein in viele Erinnerungen und Rückblenden, die Hischmann immer wieder einbaut. Erinnerung an seine recht idyllische Kindheit und typische Jugend mitten im Schwarzwald.

„[…] dann beginnt der Wald, in dem so viel passiert ist. Da habe ich zum ersten Mal geraucht, zum ersten Mal gefickt und einmal fast einen umgebracht.“ (S. 17)

Die beiden Leben in einer Art autarken Hippi-WG auf einem alten Hof, den Jan geerbt hat. Doch alle wissen erst einmal nicht so richtig, ob sie sich wieder mögen oder nicht. Max ist nicht klar ob er Jan umbringen oder in den Arm schließen möchte. Dennoch kommen bei Fahrten mit dem alten VW-Golf oder dem Stockbrotgrillen über einem Lagerfeuer und Nachtwanderungen im Wald alte Kindheitsgefühle zurück. Auch Valentin, sein bester Freund aus Bremen kommt zu Besuch. Und während sie ihre mehr oder weniger vorhandene Idylle leben, erzählt Max sein Geheimnis, dass ihn seit Jahren noch aus der Zeit in New York verfolgt. Ein Ereignis, dass ihn nachhaltig traumatisierte.

PENG!

Noch heute wird er von einem imaginären Mitbringsels namens Patrick verfolgt.

PENG!

Er nimmt es hin. Jahrelang. Erst als ein weiteres Ereignis seine Welt ins wanken bringt, drängt sich Patrick immer mehr auf und Max reist nach Kreta und New York – erst um wegzulaufen, dann auch um den Geistern seiner Vergangenheit zu begegnen und die jüngsten Ereignisse zu verarbeiten.

„Ich habe ein Foto ausgesucht, auf dem sie beide im Garten sitzen und es in mein Portemonnaie gesteckt. Am Ende wollte ich einfach, dass sie lächeln.“ (S. 144)

Hischmann schreibt die Geschichte von Max auf eine sehr eigenwillige Art und Weise. Viele kurze, abgehackt Sätze, die Grammatik geht hier teilweise vollkommen vor die Hunde. Der Stil ist gewöhnungsbedürftig, man muss ihm Zeit geben, um ihn wirken zu lassen. Viele Sätze sind sehr sperrig, sodass ich sie mehrmals lesen musste.

„Am Ende schmeißen wir mit Gold“ ist anders als alles, was ich bisher gelesen habe und genau deshalb gut. Hischmann konnte mich das ganze Buch über auf seine Art faszinieren, wenn ich auch nicht richtig sagen kann, ob ich das Buch jetzt wahnsinnig gut oder eher nicht so gut fand. Ich komme aus der Geschichte eher verwirrt und fast neutral heraus.

Alles in allem gab es mir etwas zu viel Durcheinander, zu viele Infos, zu viel Geschehen. Es fehlte an Struktur und auch am roten Faden. Ich bin noch ganz erschlagen. Aber ich wurde auch unterhalten und in meine eigenen Erinnerungen an Kindheitsidylle zurückgeworfen. Dinge wie Ausflüge an denen es BumBum-Eis gab, Kinderserien und alte Filme – ein Roman voll mit Sachen meiner Generation.


Insgesamt ist das Buch aber weder eines, dass man unbedingt lesen muss, noch eines, bei dem ich es bereue es gelesen zu haben. Die Sprache fasziniert mich auch rückwirkend noch, ich konnte lachen und in Erinnerungen schwelgen. Ich war aber zunehmend auch verwirrt und die Geschichte selbst ist recht unspektakulär und irgendwie etwas fade gesponnen. Sie war mir nicht strukturiert genug, ging mir nicht tief genug.

Die Bonuspunkte bleiben einzig der Schreibstil und die zahlreichen Stücke Kindheit, die zwischen den Zeilen versteckt liegen.

Infos zum Buch:

Titel: Am Ende schmeißen wir mit Gold

Autor:  Fabian Hischmann

Erscheinungsjahr: 2014

Verlag: Berlin Verlag

Seiten: 251

Format: Hardcover

Preis: [D] 28,99 € ; [A] 19,60 €

ISBN 9-783827-011480

Autor

Fabian Hischmann wurde 1983 in Donauschlingen geboren. In Hildesheim und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studierte er Kulturwissenschaften und Literatur. Heute lebt er in Berlin. Im Jahr 2008 und 2009 hospitierte er in Dramaturgie am Theater in Heidelberg und Freiburg. Im Jahr 2011 bekannt er das Bremer Autorenstipendium und 2013 war er Teilnehmer der Jürgen-Ponto-Werkstatt. Er veröffentlichte bisher einige Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien. „Am Ende schmeißen wir mit Gold“ ist der Debütroman von Fabian Hischmann.

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Heilige Kuh – David Duchovny

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Heilige Kuh von David Duchovny (c) Heyne

Heilige Kuh von David Duchovny (c) Heyne

Kühe, Popkultur, Palästinakonflikt. Was diese drei Dinge miteinander zu tun haben? Sie sind Teil unserer heutigen Welt. Und in dieser lebt auch die Kuh Elsie. Ganz gemütlich lebt sie tagtäglich vor sich ihn. Frisst, muht, schläft. Ab und an gibt sie Milch. Sie plaudert jeden Tag mit ihrer besten Freundin Mallory, während sie auf der Weide stehen.

Bis sie sich eines Nachts aus ihrem Gatter schleichen. Durch das Fenster des Bauernhaues sieht Elsie es – ihr Schicksal, auf einem Schlachthof, wie vermutlich auch schon ihre Mutter und deren Mutter und deren Mutter. Sie beschließt, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und schmiedet einen tollkühnen Plan – ihre Zukunft liegt in Indien und da muss sie hin.

Auch das Schwein, Jerry, nein Shalom, das zum Judentum konvertiert, weil die da ja koscher sind und Tom, der Truthahn, der in die Türkei will, schließen sich bei dem Plan auszubrechen an. Sie machen sich auf den Weg zum Flughafen und ab in die Türkei, nach Jerusalem und Mumbai.

Dabei soll das Buch von David Duchovny eine Art moderne Fabel sein. Eine, in der man einiges Wahres über die Menschen lernt, die wie jede Fabel auch eine Moral haben soll. Doch für mich wird dieses Ziel leider absolut gar nicht erreicht. Ja, das Buch geht witzig und spritzig los. Aber es ist einfach zu viel des Guten, zu überzogen, zu flacher Humor. Die typischen Werte einer Fabel gehen mir hier zu sehr unter, was das Buch dann leider schwachsinnige und sinnlos macht.

Den Gedanken und den Ansatz, den Duchovny für „Heilige Kuh“ hatte, finde ich gut und kann ich nachvollziehen. Klar spricht er einige wahre Punkte an. Wenn man tiefer gräbt und versucht, die für mich zu flachen Witze etwas auszublenden trifft man auch auf die Moral und den Kern. Überzeugten konnte mich Duchovny aber leider nicht mit seinem Werk – ich geh doch lieber Californication schauen und lese Fabeln wie „Die Farm der Tiere“.


Für mich war Heilige Kuh leider zu überzogen, mit zu flachen Witzen. Die Moral und Kernaussage dieser Art moderner Fabel geht für mich zu sehr unter. Von mir leider keine Leseempfehlung, auch wen die Idee und manche Gags gut sind.

Weitere Rezensionen:

Lesen macht glücklich

Tintenbloggerin

Janetts Meinung

Infos zum Buch:

Titel: Heilige Kuh

Autor:  David Duchovny

Erscheinungsjahr: 2015

Verlag: Heyne

Seiten: 222

Format: Taschenbuch

Preis: [D] 9,99 € ; [A] 10,30 €

ISBN 978-3-453-41953-7

Autor:

David Duchovny – wer kennt ihn nicht. Egal von von Akte X oder Californication. Aber, dass wissen bestimmt viele nicht: Bevor Duchovny mit seiner Arbeit als Schauspieler begann, studierte er in Printen und Yale Literatur. Er ist überzeugter Vegetarier und im Tierschutz akitv.

Mehr Informationen zu David Duchovny findet ihr auf www.duchovny.net

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Das Erbe der Wintersteins von Caroline Rath

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Das Erbe der Wintersteins von Carolin Rath (c) Bastei Entertainment

Das Erbe der Wintersteins von Carolin Rath (c) Bastei Entertainment

Das Erbe der Wintersteins von Carolin Rath umfasst zwei Zeitstränge. Den heutigen, im Jahr 2016, der sich um Celine Winterstein dreht. Die liebt die alte Villa der Wintersteins in Meylitz. Sie ist seit Jahrzehnten im Besitz der Familie, steht jedoch seit einigen Jahren leer. Weil der Familienkonzern in finanziellen Schwierigkeiten steckt, bleibt keine andere Wahl, als die Villa zu renovieren und zu verkaufen. So begibt sich Celine ein letztes Mal dorthin, um alles in die Wege zu leiten. Während sie noch einmal durch die Villa streift, bevor die Bauarbeiten losgehen, findet sie ein altes Tagebuch, das einst ihrer Urgroßmutter Claire gehörte.

Und von dieser handelt der zweite Zeitstrang im späten 19. Jahrhundert. Als Baby wurde Claire, damals Klara, aus einer verunglückten Schausteller-Kutsche gerettet. Sie kam auf dem Hof der Wintersteins. Hier muss sie sich ihre Daseinsberechtigung mit harter Knochenarbeit verdienen. Eines Tages taucht überraschend Max von Dreibergen auf, der eine Nachricht eines Professors aus der Stadt für sie hat. So landet sie schließlich in der Stadt und wie sich ihr Leben von da an bis hin nach Meylitz und dem Start ihres Unternehmens entwickelt, lesen wir in dem Tagebuch, das Claire findet.

Das Ganze klang für mich recht spannend und interessant. Die Umsetzung hingegen gefiel mir leider gar nicht. Der Schreibstil insgesamt war mir etwas zu eintönig, etwas fade, hier fehlte das gewisse Etwas. Einige Sätze erinnerten mich leider eher an einen Erlebnisaufsatz, wie „(…)aber da läutete das Telefon, und alle zuckten zusammen.“ (S. 211).

Oder es gab Nebensätze, die es nicht gebraucht hätte und den ein oder anderen Logikfehler. So lernt Claire beispielsweise Max als den Botschaftsüberbringer kennen und verbringt einige wenige Stunde auf wenige Tage verteilt mit ihm. Etwa ein Jahr später trifft sie ihn dann wieder, schläft gleich mit ihm, der will sie heiraten und es fallen Sätze/Gedanken wie: „Claire hatte ihn nie zuvor so aufgelöst gesehen, so schwach und verletzlich.“ (S.181) oder „(…)schien sich wieder in den Maximilian zu verwandeln, den Claire kannte.“ (S.182). Das macht in meinen Augen gar keinen Sinn, weil sie in ja genaugenommen auch überhaupt noch nicht wirklich kennt.

Beide Hauptcharaktere und auch einige Nebencharaktere waren mir zudem zu blass oder nicht durchdacht genug gezeichnet. So soll Celine angeblich eine starke, selbstbewusste Unternehmerfrau sein. Doch ihre Handlungen, Gedanken und wie sie später immer öfter dargestellt wird zeugen eher von einer äußerst naiven, leichtgläubigen, unsicheren Frau. Auch Alberts Handeln war nicht durchdacht, hier gab es so keinerlei Begründungen, es war etwas einfallslos.

Statt ein bisschen mehr in die Tiefe zu gehen, bildlicher und beschriebener zu schreiben, gibt es viele unnötige Sätze und die Figuren entwickeln sich für mich teilweise nicht nachvollziehbar. Auch die Story an sich war dadurch eher langatmig, wenig spannend, was auch an der fehlenden, bildlichen Beschreibung lang. Für mich war das Buch also leider nichts und ich könnte deshalb eher keine Leseempfehlung geben.


Weitere Rezensionen:

Liesnbuch.Blogspot

Ivonnes Bücherregal

Chatty Bücherblog


Infos zum Buch

Titel: Erbe der Wintersteins

Autor: Carolin Rath

Erscheinungsjahr: 2016

Verlag: Bastei Entertainment

Seiten: 359 Seiten (in meinem Ebook 264)

Format: ebook

Preis:[D] 6,99 €

ISBN 9783732529292

Autorin

Carolin Rath wurde 1964 geboren. Sie studierte Sozialwesen und schreibt seit ihrer Kindheit Geschichten und Romane. In ihrer Phantasie bereist sie gerne die jüngere und weiter zurück liegende Vergangenheit. Neben dem Schreiben Unterrichtet sie an der Volkshochschule oder geht einem ihrer anderen, zahlreichen Hobbys nach.


Das Buch wurde mir von Bastei Entertainment über Netgalley als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Lieder spinnt mein Tolino, sodass ich euch kein Coverbild machen konnte. Daher diesmal das vom Verlag.

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Aufstieg und Fall großer Mächte von Tom Rachmann

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Aufstieg und Fall großer Mächte von Tom Rachmann (c) dtv

Aufstieg und Fall großer Mächte von Tom Rachmann (c) dtv

Tooly Zylberberg ist Anfang 30. Sie liebt Tee, geht Mittags gerne auf lange Spaziergänge und ist die Besitzerin von „World’s End“ einem Buchladen in einem kleinen walisischen Städtchen, der zwar keinen Gewinn bringt, aber bis oben hin voll mit wahren Schätzen ist.

Auf den ersten Blick wirkt Tooly wie eine ganz normale Frau, mit einem ganz normalen Leben. Im Moment ist es das vielleicht auch. Doch bald schon erhält Tooly eine Nachricht, die sie dazu bringt, sich auf die Reise zurück in die Vergangenheit zu machen. Zurück in ein Leben voller Geheimnisse, Zerrissenheit, ohne feste Wurzeln.

Tooly versucht Stück für Stück ihre Geschichte zu rekonstruieren. Beginnend in früher Kindheit, als ihr Vater sie entführt hat und mit durch die Welt geschleppt hat. Tooly hatte nie einen wirklichen festen Wohnsitz, jedes Jahr ein neuer Kontinent, ein neues Land, eine neue Schule. Keine Freunde, nur sich, die Bücher und ihren Vater. Und einer Mutter, die vollkommenes Chaos verbreitet, wann immer sie auftaucht.

Ein Leben unter verqueren Charakteren. Der Vater, der sie auf der Welt herumschleppt und keine Zeit für sie hat. Der Mutter, die eines Tages wieder vor der Tür steht und geht und kommt wie es ihr passt. Humphrey, der eher wie ein Vater für sie war, als ihr leiblicher. Er ist ein griesgrämiger, aber liebenswerter Russe, der Bücher genauso liebt wie Tooly. Und dann ist da noch Venn, charismatisch aber ebenso egozentrisch. Seine Weltsicht prägt Toolys Leben für immer. Zwischen all diesen Menschen versucht Tooly, irgendwie ihre Wurzeln zu finden, doch das Leben ist ein einziges Chaos und Geheimnis. Sie versucht Antworten zu finden – Wer sie ist, wo sie herkommt, und warum alles so geschehen ist, wie es geschehen ist.

Aufstieg und Fall großer Mächte ist ein Buch, das mich einerseits total begeisterte, gleichzeitig aber auch extrem verwirrte. Ein Buch, das etwas zusammenhangslos wirkt, vollkommen chaotisch, ohne roten Faden. Es scheint, als würde es überhaupt keinen wirklichen Sinn ergeben.

Aber genau das passt einfach wunderbar zur Geschichte von Tooly. Denn der Aufbau und der Schreibstil spiegeln genau wider, wie chaotisch Toolys Kindheit war. Wir werden entführt nach New York, nach Wales, Thailand und Italien. Orte, die Bachmann bildgewaltig beschreibt und das Buch für mich zu etwas Besonderem machen. Eine bunte, vielschichtige, rasante Geschichte die uns zwischen Ländern, Kontinenten und Zeitabschnitten hin und her wirft, aber nie die zentrale Frage nach der Vergangenheit aus den Augen lässt.


Auf den ersten Blick mag die Geschichte kaum Sinn ergeben, ist nur vollgestopft mit diesen wundervollen Orten und verrückten Charakteren. Doch wenn man genauer drüber nachdenkt und sich einfach fallen lässt, merkt man, das die Geschichte im Grunde ein Pläydoer dafür ist, den Mut zu haben, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Es zeigt die Entwicklung all der Charaktere, wie ihre einzelne Fähigkeiten im Laufe der Zeit wachsen, um dann doch nur wieder zu verfallen. Von der Kindheit, über das Erwachsenendasein, bis zum Alter. Es zeigt auch, dass uns die Vergangenheit und die Personen in ihr, zwar immer prägen, aber auch, dass man sein Leben dennoch selber in die Hand nehmen kann, um das Beste daraus zu machen.

Infos zum Buch

Titel: Aufstieg und Fall freier Mächte

Autor: Tom Fachmann

Erscheinungsjahr: 2014

Verlag: DTV

Seiten: 487

Format: Hardcover

Preis: 21,90 € [D]

ISBN 978-3-423-28035-8

Autor

Tom Rachmann wurde 1974 in London geboren. Er wuchs in Vancouver auf und studierte Filmwissenschaften und Journalismus. Für die Associated Press (Rom) war er Auslandskorrespondent und arbeitete unter anderem in Japan, Süd-Korea, Ägypten und in der Türkei. Ab 2006 war er für einige Jahre als Redakteur des International Herald Tribune in Paris tätig. Sein erster Roman „Die Unperfekten“ erschien im Jahr 2010 zeitgleich in 10 Ländern. „Aufstieg und Fall großer Mächte“ist sein zweiter Roman. Heute Lebt Tom Rachmann in London.

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Die Schneetänzerin Triologie – Judith Nicolai

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Die Triologie - Die Schneetänzerin - von Judith Nicolai (c) Weltbild

Die Triologie – Die Schneetänzerin – von Judith Nicolai (c) Weltbild

Nachdem ich hier die gesamte Trilogie rezensiere, stelle ich auch natürlich auch den Inhalt aller drei Bände vor. Was aber dazu führt, dass ihr gespoilert werdet, sobald ihr die Inhaltsangabe von Band zwei lest, da ihr dann wisst, wie es mit Anna und Band eins weitergeht. Lest also, wenn ihr die Trilogie nicht kennt, nur die Angaben zu Band eins und unten meine Meinung.

Band 1 – Die Schneetänzerin: In der Trilogie „Die Schneetänzerin“ lernen wir die junge Anna kennen, als sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin Helen in einer Idylle auf dem ostpreußischen Land aufwächst. Fast Ihre ganze Kindheit hat sie auf Gut Mechnitz verbracht. Doch die Idylle wird mit jedem Tag mehr vom zweiten Weltkrieg überschattet. Zunächst nur, weil Adam, ihre große Jugendliebe, sich freiwillig meldet, später wird auch ihr Vater eingezogen. Ihre beste Freundin Helene stürzt sich noch dazu in eine gefährliche Liebe zu einem der Kriegsgefangen, die auf Mechnitz untergebracht sind und dass, obwohl ein nach Macht gierender SS-Offizier sie will. Wir erleben, wie Anna nach und nach ihre Kindheitsidylle verliert, während die Ostfront immer näher an Ostpreußen heranrückt und Sie auf einen langen steinigen Weg zwingt.


Vorsicht Spoiler – Band 2 – Das Herz der Schneetänzerin: Im zweiten Teil dieser Trilogie begleiten wir Anna in den ersten Jahren nach dem Krieg auf ihrem Leben in Bremen. Nach Ihrer Flucht aus Ostpreußen, bei der Sie noch da zu Ihre beste Freundin Helen aus den Augen verlor, landete sie bei ihrer Oma und Tante in der Hansestadt. Wie in allen Familien ist auch bei Anna und ihren Verwandten Nahrung rar, der Winter kalt und lang. Deshalb beginnt sie in der Kantine der amerikanischen Besatzer zu arbeiten, durch die Ihr Leben plötzlich vollkommen durcheinander gerät und durch die quirlige Gisi erheblich fröhlicher. Wäre da nicht diese elende Warterei auf Nachrichten vom Roten Kreuz, was nur aus Helene und Adam geworden ist…und der charmante GI Samuel, der Annas Gefühlswelt völlig auf den Kopf stellt.

Vorsicht Spoiler – Band 3 – Der Traum der Schneetänzerin: Zum Abschluss begleiten wir Anna nun dabei, wie sie wie viele andere versucht, ihr Glück in Amerika zu finden, weil Sie in Bremen keine wirkliche Perspektive hat. Doch so strahlend wie gedacht, ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht und ihr Leben in Boston beginnt genauso trist, freudlos und eintönig, wie es in Bremen endete. Bis Anna einen alten Bekannten wieder trifft und mit auf seiner Ranch arbeitet. Ihr Glück und ein langgehegter Traum scheinen endlich erreicht. Doch auch hier ziehen schon bald neue Wolken auf und Anna wird von erneuten Schicksalsschlägen gebeutelt.


Gefahr gebannt – ihr könnt wieder lesen:

„Mein Leben ist ein einziger großer Wartesaal. Nur der Zug kommt und kommt nicht. Und ich weiß nicht, ob ich aufstehen und heimgehen soll oder sitzen bleiben und hoffen, dass der Zug irgendwann doch noch kommt.“ (S. 104, Band 2, Das Herz der Schneetänzerin)

Judith Nicolai hat eine interessante und schön geschriebene Trilogie rund um die Schneetänzerin Anna geschaffen. Wir begleiten Anna von ihrer Jugend bis in die ersten Jahre als Junge Erwachsene. Dabei erleben wir den Krieg mal aus einer anderen Perspektive, nicht mitten im Kampfgeschehen, sondern eher aus der Distanz und bekommen erst die Nachwirkungen dieser Jahre mit Anna zu spüren. Ich habe Anna von Beginn an in mein Herz geschlossen. Ihre Entwicklung im Laufe der Jahre hat mir fast immer sehr gut gefallen. Gemeinsam mit ihr habe ich Höhen und Tiefen erlebt, eingebettet in einen interessanten, historischen Rahmen und habe viele weitere liebenswerten Protagonisten erlebt. Trotz all ihrer Schicksalsschläge, die in diesen Zeiten leider jede Familie mehr oder weniger wegstecken musste, versucht Anna weiter zu kämpfen. Wir erleben, wie die zurückgelassenen Frauen sich durchkämpfen und versuchen, wie ein normales Leben zwischen all den Trümmern und GIs zu gestalten.

Dank des lockeren Schreibstils und den wundervollen Landschafts- und Szenenbeschreibungen fliegt man nur so durch die Seiten, auch wenn es zwischenzeitlich einige etwas langatmige Stellen gab. Was mich allerdings gestört hat, war zum einen, der Cover-Fail. Im Buch wird mehrfach erwähnt, dass Anna dunkle Locken hat. Naja und ihr seht ja das Cover. Mag kleinlich sein, aber ich finde, auf sowas sollte man dann schon achten. Wofür aber die Geschichte selbst nichts kann. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, zwischenzeitlich auch zum Nachdenken gebracht und ich liebe die Szenenbeschreibungen. Aber so richtig im Herzen gepackt hat es mich nicht. Es war eine angenehme Lektüre, aber keine, die sich nachhaltig eingebrannt hat. Und auch das Ende fand ich sehr holprig und nicht ganz gelungen. Insgesamt schön zu lesen aber nichts Spektakuläres, das mich nicht mehr loslässt.

Infos zum Buch

Titel: Die Schneetänzerin – Trilogie

Autor: Judith Nicolai

Erscheinungsjahr: 2016

Verlag: Weltbild

Seiten: 1023 (3 Bücher)

Format: Hardcover

Preis: 14,99 € [D]; 15,50 € [A]; 20,50 CHF

ISBN 978-3-959-73385-4

Autor

Judith Nicolai, 1976 in Karlsruhe geboren, entdeckte Ihre Liebe zum Schreiben bereits im Alter von 14 Jahren. Sie absolvierte zwei Ausbildungen – zur Buchhändlerin und zu Gartenbauwissenschaften, bevor sie mit dem professionellen Schreiben begann. Die Trilogie zur Schneetänzerin ist ihr erstes Werk.

*Das Buch wurde mir vom Weltbild Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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Das Mädchen, das den Himmel berührte – Luca di Fulvio

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Das Mädchen, dass den Himmel berührte von Luca di Fulvio (c) Bastei Lübbe

Luca di Fulvio nimmt uns mit nach Venedig im frühen 19. Jahrhundert. Wir lernen eine Fülle an einzigartigen, gut ausgearbeiteten Charakteren kennen. Einen jüdischen Betrüger und Arzt mit seiner Tochter, einen rachsüchtigen jüdischen Kaufmann, Straßenkinder, Soldaten oder einen fanatischen Mönch. Bereits in seinem Buch „Der Junge, der Träume schenkte“ begeisterte mich di Fulvio mit seinem Talent, Charaktere zu erschaffen, die ich so noch nie antraf. Charaktere, die so detailliert sind, dass ich jedes bisschen ihres Handeln glaube, mit einer Geschichte, guten und schlechten Erinnerungen und Taten, die alle Protagonisten zu dem machen, der sie im Moment der Geschichte sind. Dabei entwickeln sich alle, durch die Umstände der Geschichte, authentisch weiter.

Wir haben Mercurio, der als Baby in der Klappe des Waisenhauses abgegeben wurde, keine Ahnung hat, wer Vater und Mutter sind. Er wächst im Dreck und Elend der Straßen von Rom auf, flüchtet vor einem Betrüger, der die Straßenkinder für sich arbeiten lässt, und lebt in der Gosse zusammen mit Raten. Gemeinsam mit Zolfo und Benedetta geht er auf Steifzüge der Betrügereien, um an Geld und Essen zu kommen. Nach einem einschlägigen Erlebnis mit einem jüdischen Kaufmann flüchten die Drei nach Venedig, wo sich ihre Wege schnell trennen. Jeder entwickelt sich auf seine einzigartige Art weiter, bis sie irgendwann erneut aufeinandertreffen.

Mercurio, der versucht aus der Welt des Betrügens zu entfliehen und für die Freiheit kämpft. Vor allem für die Freiheit von Giuditta. Jüdin und Tochter eines Betrügers und scheinbar Arztes, die gleichzeitig mit den Dreien in Venedig ankommen. Einer Stadt, in der sie zunächst glauben, ihr Glück zu finden und dann Abend für Abend eingesperrt werden, weil sie Juden sind und die Leute abergläubisch sind und Angst haben vor dem Unbekannten. Dennoch versuchen sie weiter zu kämpfen, aus dem Betrüger wird ein anerkannter Arzt, in bestimmten Kreisen. Giuditta eine bekannte Modedesignerin, von deren Kleidern selbst die Reichen begeistert sind. Und die sich in Mercurio verliebt, der jedoch Christ ist.

Geschickt spinnt di Fulvio die verschiedensten Handlungsstränge zusammen, dabei vereint sich nicht nur das Leben von Mercurio und Giuditta. Auch das von Benedetta und Zolfo läuft irgendwann wieder mit deren Schicksal zusammen, ebenso wie der Strang von Shimon, dem Kaufmann, den die Drei in Rom überfielen. Allerdings hat genau dieser Strang das Buch für mich auch unnötig in die Länge gezogen. Shimon hatte keine andere Rolle, als sich vom Hass geblendet auf den Weg von Rom nach Venedig zu machen, um sich an Mercurio zu rächen. Blieb dabei aber ihm Vergleich eher nebensächlich, auch wenn sein Handeln am Schluss noch etwas Nervenkitzel brachte.

Dennoch konnte mich di Fulvio mit seinem malerischen, eingehenden Schreibstil beeindrucken. Er schreibt so anschaulich, dass ich den Gestank des damaligen Venedigs richtig wahrnehmen konnte. Aber auch die schönen Seiten der Stadt. Er erschuf eine Geschichte voller Hass, Liebe und dem Kampf gegen Unbekanntes, für Freiheit und den eigenen Glauben. Eingebettet in einen historischen Kontext zu Zeiten, als der Hass auf die Juden und vor dem Unbekannten immer größer wurde. Zu Zeiten, als die Leute an Hexen glaubten, Zeiten inmitten des Kampfes Staat gegen Kirche. Voller Krankheiten und Elend aber eben auch Hoffnung.

Ein Buch, das alle Facetten des damaligen Lebens zeigt, ungeschönt, brutal und ehrlich. Arm gegen Reich, Christen gegen Juden und dann diese wundervollen Momente, in dem dies alles egal ist, und einfach nur Menschen mit Menschen interagieren und für ihre Zukunft kämpfen. So sehr das Buch auch in der Vergangenheit spielt, ist es doch aktueller denn je. Denn Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung sind leider noch immer überall gegenwärtig. So ist di Fulvios Appell an Liebe, Familie, Freundschaft und Zusammenhalt etwas, dass sich jeder zu Herzen nehmen sollte.

Sketchnote zu Das Mädchen, dass den Himmel berührte von Luca di Fulvio von Franziska Schönbach


Infos zum Buch:

Titel: Das Mädchen, dass den Himmel berührte

Autor: Luca di Fulvio

Erscheinungsjahr: 2013

Verlag: Bastei Lübbe

Seiten: 973

Format: Klappbroschur

Genre: Historischer Roman / Roman

Preis: 10,99 € [D]

ISBN 978-3-404-16777-7

Weitere Rezensionen:

buchkiller.de

buchmomente.blogspot.de

steffis-und-heikes-lesezauber.blogspot.de

Autor:

Luca Di Fulvio wurde 1957 geboren und lebt und arbeitet in Rom. Bevor er Schriftsteller wurde, studierte er Dramaturgie. Er arbeitet beim Theater und gründetet auch eine eigene Theatergruppe. Zudem arbeitete er für verschiedene Verlage als redaktioneller Berater. Sein erster Roman Zelter wurde 1996 veröffentlicht. Weitere Werke waren L’impagliatore, Dover Beach und La scala di Dioniso. 2011 wurde dann Der Junge, der Träume schenkte veröffentlicht.

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How to stop Time – Matt Haig

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How to stop time by matt haig (c) canongate

Tom Hazard looks like an ordinary 41-year-old. But he has a dangerous secret. Owing to a rare condition, he’s been alive for centuries. Growing up in Elizabethan England, living through World Wars, the Jazz Age in Paris, living all over the world. He has seen a lot and suffered a lot. But now, he just wants a normal life. Every time he moves, which is every 8 years, he gets a new identity. And has now the perfect cover — working as a history teacher in London. He can teach kids about all the things he lived through — world wars, witch hunts. It is his way, to try to tame the past but it is too fast, and still catching up with him.

„All you can do with the past ist carry it around, feeling its weight slowly increase, praying it never crushes you completely.“ (P. 59, ebook)

Tom has to deal with his condition alone for centuries. Until he meets Hendrich, head of the Albatros Society. He is the one helping Tom to get a new identity every 8 years. But there is one simple rule: Never fall in love, never get to attached. Tom tries to stay in the present, tries to not get to attached, thinking always of his mother and daughter. But teaching does not help, and so we see him over time, watch him play the lute for Shakespeare or have a thoughtful conversation with Zelda and Scott Fitzgerald. We see him at his best and his worst. We learn, that Tom has lived many lives, discover the many places he’s lived at and are always at his side throughout the search for his missing daughter Marion.

Matt Haig has given us a book, that is so much more than just the story about a very, very old man. He’s given us a thoughtful story which is also fun to read, with sparkling dialogues. A story of love, mortality, and family. A story, which considers every aspect of humanity. I love Matt Haig’s atmospheric writing, all the scenes in the past were as vivid and alive as those in the present. And I love his deep sentences. He shows his empathy for humans and their mind in every little word. A book about loneliness, about finding oneself and a book, that shows us, that to live is always the better choice, there is always someone or something worth living for.

There is no possible way of living in a world without books or trees or sunsets. There just isn’t“ (P. 156, ebook)

Although there were a few things, like the abrupt ending and the story about Hendrich, that I didn’t like that much, I still just loved How to stop time. Because it is so much more and, after finishing it, I am still haunted by it. It is just one of those books that you read through and then you just sit there, thinking about, what you just read and what on earth Haig did with you. I really suffer from a book Hangover — which is always a good thing.

„[…] it didn’t really matter how many years or decades or centuries had passed, because you were always living within the parameters of your personality. No expanse oft time or place could change that. You could never escape yourself.“ (P. 14, ebook)

I felt for Tom and at the same time, started thinking about my own life, about humans in general, that it is important to try to make the best of the time which is given to you, not to live in the past, not to fear the future, just to live, even if its sometimes very difficult. Books like How to stop time by Matt Haig, are an eye-opener, helping to think about what you have and that I should be grateful for that. Read it, just go now, buy it and read it. It is heart-warming because the way Matt Haig looks at life is just beautiful.

„In those moments that burst alive the present lasts for ever, and I know there are many more presents to live. I understand that the way you stop time is by stopping being ruled by it. I am no longer drowning in my past, or fearful of my future.“ (P. 280, ebook)


About the book

Author: Matt Haig

Year: 2017

Publisher: Canongate

Pages: 338 (Printausgabe), mein eBook = 281

Format: ebook

Ean: 9781782118633

Noch nicht auf Deutsch erhältlich

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Sabrinas Welt

Author

Matt Haig, born in Sheffield, England, in 1975, writes books for adults and children. He often blends the worlds of reality and fantasy with a quirk twist. His bestselling novels are available in 28 languages. Find out more about him here: http://www.matthaig.com/

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Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard

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Rendezvous im Café de Flore von Carolin Bernard (c) Aufbau Verlag*Das Buch wurde mir von Netgalley und dem Aufbau Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt. Das Copyright am Buchcover liegt beim Aufbau Verlag

Caroline Bernard nimmt uns mit in das Paris der 20er Jahre und in das Paris von heute. Auf den Spuren von zwei Frauen und zwei Liebesgeschichten. Zum einen haben wir Vianne. Sie treffen wir im Jahr 1928, mit jungen 17 Jahren. Um Ihren größten Traum zu erfüllen, reißt sie von zu Hause aus. Sie möchte Botanikerin im renommierten Jardin de Plantes in Paris werden. Sie landet in Montmartre und teilt sich dort mit Clothilde ein Zimmer sowie den harten Job als Wäscherin. Wir begleiten Sie durch Ihre ersten Jahre im neuen Leben, auf dem Weg, Ihr Glück zu finden. Und wir lernen mit ihr ihre erste große Liebe zum Maler David Marlow Scott kennen.

Im Erzählstrang der heutigen Zeit lernen wir Lili Marlène (ja, so haben ihre Eltern sie wirklich genannt) kennen. Sie ist Ende dreißig, brach ihr Studium in Paris hab, lebt in einer kleinen Küstenstadt. Unzufrieden mit dem Job, die Ehe stark am krieseln. Ihren Mann fand ich einfach nur grauenvoll, ein richtiger Vollidiot. Er blieb sehr blass, brachte nur hin und wieder das Arschloch zum Vorschein. Sie landen in Paris, weil sie an einem romantischen Wochenende zum Hochzeitstag ihre Liebe wieder auffrischen wollen. Das läuft nicht so und so begibtt sie sich allein ins Musste d’Orsay und landet vor dem Bild einer Frau, die ihr bis aufs Haar gleicht. Gemeinsam mit einem Auktionär, den sie dort kennen lernt, begibt sie sich den Rest des Buches auf Spurensuche.

Caroline Bernard wechselt dabei immer wieder von Marlène zu Vianne. Beides Frauen, die mitten im Leben stehen. Mit Marlene bin ich gar nicht warm geworden, genauso wenig, wie mit ihrem Mann. Sie blieb für mich auch eher distanziert und blass. Jedes Mal wieder werden wir darauf hingewiesen, wie schrecklich ihre Ehe ist, wie blöd sie alles findet. Das hat für mich leider etwas den Lesefluss gestört. Sie schwamm mir etwas zu sehr in Selbstmitleid und hat sich gedanklich immer zu sehr nieder gemacht, auf äußerst nervige Art und Weiße für den Leser.

Auch der Sprung zwischen Caroline und Vianne war immer sehr hart. Ich wurde für die ersten Sätze immer erst mal aus dem Lesefluss geschmissen. Eine optische Abgrenzung wäre hier hilfreich gewesen. Gut gefiel mir die Beschreibung von Paris. Sie weckte wieder meine Lust, endlich auch einmal in diese Stadt zu fahren, insbesondere nach Montmartre. Allerdings war es doch etwas zu dick aufgetragen. Die atemberaubende Schönheit wurde so oft betont, immer wieder wurde über die traumhaften Gassen gestaunt, und was für eine Stadt der Liebe, und oh wie romantisch Paris doch ist. Das ist mal ok, aber es kam einfach etwas zu oft vor. Eine anschauliche Beschreibung der Umgebung, der Stadt, dass gefällt mir. Aber ich muss nicht auf fast jeder Seite vom Lob erschlagen werden. Ihr seht – kurz gesagt fand ich dieses übermäßige Liebesbekundung zu Paris, sowie vor allem die Geschichte rund um Caroline in Paris, zu kitschig.

Viannes Part fand ich hingegen deutlich besser. Hier erfahren wir etwas über das Leben der Frauen in den 20er Jahren in Paris. Ich mag Geschichten, die in der damaligen Zeit, in Zeiten der Boheme spielen. Wobei auch dies eher oberflächlich bliebt, nichts, was ich nicht schon gelesen hätte. Interessant hingegen fand ich die Zeit im Krieg, als Frauen aktiver Bestandteil der Widerstandsbegegnung waren. Was mir besser gefallen hätte – Caroline entdeckt nur das Bild und einen bedeutend größeren Teil nimmt dann die Kunst, die Botanik und die Frauen im Krieg ein. Denn insgesamt kamen gerade diese Interessanten Stränge recht kurz. Die Vergangenheit hätte ich gerne ausführlicher gehabt, denn in den Grundsätzen war Vianne für mich die weitaus interessantere Protagonistin.

Bücher dieser Art haben es sonst immer geschafft, mich so in den Bann zu ziehen, dass ich mehr über Kunst der damaligen Zeit erfahren wollte. Mehr über die Geschichte von Paris. Diesmal wurde ich nicht mitgezogen, da mir doch zu viele Stellen zu kurz, zu blaß und zu kitschig waren. Beide Enden fand ich dann sehr schnell abgehandelt. Einen Teil davon sogar etwas unrealistisch und konstruiert.


Insgesamt war „Rendezvous im Café de Flore“ ok zu lesen. Ein bisschen Parissehnsucht habe ich bekommen, es gab interessante Punkte, aber vom Hocker konnte mich die Geschichte nicht hauen. Das Cover und die Beschreibung haben mich an die Bücher „Madame Picasso“ oder auch „Die Tochter des Malers“ erinnert, die mich begeistert hatten. Bernard kann hier leider nicht mithalten.

Weitere Rezensionen:

Buchmomente
Sinje Blumenstein
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Infos zum Buch:

Autor: Rendezvous im Café de Flore
Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Aufbau Verlag
Seiten: 432
Format: Klappbroschur
ISBN: 9783746632711
Preis: [D] 12,99 €

Autorin:

Carolin Bernard wurde 1961 in Hamburg geboren und ist Literaturwissenschaftlerin. Bereits vor dem Abitur reiste sie das erste Mal nach Paris. Sofort verlor sie ihr Herz an die Stadt. Später gab es längere Aufenthalte als Au-Pair, Sprachschülerin und Stipendiatin. Aus Ihrem Leben sind Reisen nach Paris oder auch die Provence und die Normandie nicht wegzudenken. Sie lebt als freie Autorin in der Nähe von Hamburg.

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